WDR-Dreharbeiten Kanaren: Fotobericht Teil I
Für die WDR-Reihe "Bedrohte Paradiese" haben wir zwei Wochen auf den Kanaren gedreht - damit sind die Dreharbeiten abgeschlossen. Die dreiteilige Sendung startet am Montag, den 20. Juli, WDR, 20.15 mit den Malediven, eine Woche später kommen die Kanaren und noch eine Woche später das Rote Meer.
Szenen aus dem Luxushotel: Der Gatte lässt sich im Spa mit Blick auf das Meer massieren, bestellt anschließend an der Poolbar unter Palmen einen Champagner-Cocktail und vereinbart seine Abschlagzeit für den künstlich bewässerten Golfplatz, während Frau und Tochter am hauseigenen Dünenstrand spazieren gehen, um dann zur Quadtour ins Naturschutzgebiet aufzubrechen. Verdientes Urlaubsidyll – doch leider illegal.


Robert und Jo (Angerer) von der Story-Redaktion.

Johannes Höflich ist gemeinsam mit Jo Angerer der "Vater" der Dokumentation "Bedrohte Paradiese".

Ich selbst bin als wissenschaftlicher Berater und Meeresbiologe dabei.

Jörg (Matzky), unser UW-Kameramann.

Heile Natur gibt es fast nur noch auf den Bergen. Hier der Der Pico del Teide, mit 3.718 Metern die höchste Erhebung auf der Kanarischen Insel Teneriffa und ebenfalls höchster Berg auf spanischem Staatsgebiet. Der Teide ist der dritthöchste Inselvulkan der Erde. 18.990 Hektar der Bergregion sind als Nationalpark ausgewiesen. Im Jahr 2005 besuchten 3.349.204 Menschen den Park. Der Nationalpark wird also touristisch sehr stark ausgeschlachtet, eine Seilbahn führt auf den Gipfel ...

Im Süden Teneriffas. Playa de las Americas - in direkter Nachbarschaft zu Los Cristianos an der Costa Adeje - ein Touristenmekka Ende der 60er Jahre erbaut, doch es wird überall weiter gebaut, die Hänge hinauf. Der Ort liegt im Gemeindegebiet von Adeje. Hier ist der Tourismus in seiner ziemlich extremsten Form heimisch. Nichts für Naturliebhaber, die etwas Ursprüngliches suchen ...
Auf den Kanaren traurige Realität: Direkt an der Küste und oft in Naturschutzgebieten stehen vielerorts illegale Hotelbunker dicht gedrängt und werden nicht selten ohne Lizenz betrieben. Trotz Baustopps entstehen neue Hotels, Golfplätze und Häfen. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat nun die 100 schlimmsten Bau- und Umweltsünden an den spanischen Küsten analysiert. Was Küstenfraß und Umweltverschmutzung angeht, räumen die Kanaren alle Negativ-Oscars ab.

„Piratenschiffe“ bringen die Massen in den Kanal zwischen Teneriffa und Gomera um Pilotwale und Delfine zu sehen. Seit meinem letzten Besuch hier, 1996, wurde zumindest das Schwimmen mit den Tieren verboten. Das hat sie doch zu sehr gestört. Außerdem, und das wird den Gästen auch selten gesagt, handelt es sich um mächtige Wildtiere, die einem Besucher eine unvergessliche Lektion erteilen können. Wenn sie sich bedroht oder belästigt fühlen, können Pilotwale einen Menschen schon in die Tiefe ziehen, als kleine Warnung. Das hat z. B. Jacques Cousteau vor Jahrzehnten genau an dieser Stelle gefilmt; er hat diese Population der Pilotwale erst publik gemacht.

Der Grindwal (Globicephala melas), von färöisch grind: grindahvalur, auch bekannt als Pilotwal, ist eine Art der Delfine (Delphinidae). Zur Unterscheidung vom Kurzflossen-Grindwal wird er manchmal auch als Gewöhnlicher Grindwal oder Langflossen-Grindwal bezeichnet. Zwischen Teneriffa und La Gomera gibt es eine stabile, große Population, zahlreiche Familienverbände. Man kann sie hier also praktisch mit hundertprozentiger Sicherheit antreffen.


Die Population der Pilotwale und auch andere Waltiere sind durch die schnellen Monsterfähren bedroht, die etwa zwischen Teneriffa und La Gomera verkehren, aber auch zwischen Teneriffa und Gran Canaria. Der TUI-Vertreter vor Ort behauptet zwar, dass die klugen Tiere den Fahrplan schon bestens kennen und ausweichen, doch ein Blick in das Wal- und Delfinmuseum auf Lanzarote http://www.museodecetaceos.org/ zeigt, dass das ein Märchen ist. Immer mehr Tiere werden durch Kollisionen getötet.




Gelangweilter Tourist. Schon wieder ein Grindwal ...

Einer der Begleiter bei den Ausfahrten gibt uns ein Interview. Alles ist gut ...

Der Umweltbeauftragte der TUI gibt uns ein Interview. Alles ist gut ...

Im Gespräch mit Ben Magec http://www.ecologistasenaccion.org/spip.php?rubrique13 , das ist so eine Art Umweltdachverband der Kanaren. Auch die gaben uns mehrere Interviews. Es ist keinesfall alles gut ...

Hannes bei der Arbeit.

Ein zweiter Monsterhafen soll auf Teneriffa gebaut werden, obwohl der eine nicht einmal annähernd ausgelastet ist. Dieses Thema beherrscht die politische Diskussion und die Auseinandersetzung mit den Umweltschutzorganisationen. Abertausende gingen auf die Straße, um gegen das Megaprojekt zu demonstrieren.

Die Touristischen Hochburgen von Playa de las Americas.
Gedreht haben wir auf Teneriffa, Lanzarote, Gran Canaria und Graciosa. Graciosa war sensationell schön, noch genauso ursprpnglich und schön, wie man sich es so wünscht und vorstellt ... Lanzarote war auch ok, weil die Verbauung nicht so katastrophal unästhetisch ist und auf zwei Stockwerke beschränkt. Der Süden Teneriffas ist echt eine Katastrophe, große Teile Gran Canarias ebenso. Überall gibt es viel Bauspekulation, Korruption, Skandale, während meiner Zeit unten wurden auf Lanzarote zehn Regierungsbeamte wegen Korruption verhaftet. Auch manche Bürgermeister und Vizebürgermeister sitzen im Knast. Viele Hotels sind illegal erbaut worden, das ist bekannt, sie werden aber weiterhin betrieben ... TUI, Neckerman und alle anderen sitzen in diesen illegalen Hotels, im Interview leugnen sie es aber. Naturschutzgebiete werden langsam vernichtet, von allen Seiten zubetoniert. Oder durch Golfplätze verdrängt ... Die Infrastruktur (etwa die Straßen) für die illegalen Hotels in Naturschutzgebieten wird mit EU-Hilfe gebaut. Nirgendwo auf der Werlt habe ich ein derartiges - nämlich völlig übertriebenes - Straßennetz mit Millionen Kreisverkehren gesehen. Der Flächenverbrauch ist enorm.


Blick von Graciosa nach Lanzarote, die noch schöne Seiten der Kanaren (wie lange noch ...?)

Besonders schlimm innerhalb von Spanien ist Greenpeace zufolge die Situation gerade auf den Kanaren, denn „die Inseln erleben eine Entwicklung, die Jahr für Jahr große Landflächen regelrecht verschlingt, ganz so, als sei der Platz unbegrenzt.“ Darunter litten nicht nur die Küsten. Durch die Bauwut gehe auch immer mehr landwirtschaftliche Fläche verloren.

Petermännchen, mit giftigen Flossenstacheln.

Meerbarbe wühlt im Sand.

Sehr häufig, dieser kleine Zackenbarsch (Serranus atricauda).

Massenhaft vorkommend: Die farbenprächtige Nacktschnecke Hypselodoris picta.

Suchbild: Was bin ich?


Die Geissbrasse (Diplodus sargus) ist eine der häufigsten Meerbrassen der Kanaren.

Auch ein illegaler Bau - auf Lanzarote. Playas de Papagayo. „Ganz im Süden der Insel, unweit des Urlauberortes Playa Blanca, befinden sich die goldgelben Bilderbuchstrände Lanzarotes. Ihre idyllische Lage im Naturschutzgebiet, feiner heller Sand und glasklares Wasser machen die insgesamt sieben Strandabschnitte zu einem Eldorado für Sonnenanbeter und Strandfans.“ So beschreibt das einstige Naturjuwel eine Internetseite. Doch die Idylle trügt. Denn dieses Paradies gehört eigentlich schon der Vergangenheit an. Hier stehen die meisten illegalen Hotels Lanzarotes.
Laut Greenpeace sind die Fälle auf Lanzarote, wo die Genehmigungen von über 20 Hotels vom Obersten Kanarischen Gerichtshof im Nachhinein für ungültig erklärt wurden, besonders drastisch. Dazu gehören die beliebtesten und luxuriösesten Häuser der Insel wie das Hotel Meliá Volcan, das Iberostar Papagayo, das Natura Palace und das Hotel Princesa Yaiza (IC berichtete). Diese Hotels müssen laut Gerichtsbeschluss abgerissen werden, doch bislang ist nichts geschehen. „Die Justiz hat bislang 7.721 touristische Betten anulliert, weitere Verfahren stehen noch aus, bis 15.000 Hotelbetten für illegal erklärt werden. Das sind 23 Prozent des gesamten touristischen Angebots der Insel“, analysiert Greenpeace und kommt zu dem Schluss:„Die Macht der Unternehmer-Lobby auf den Kanaren ist enorm. Die Zementmasse, mit der die Küsten hier zubetoniert wurde, hat einen Wert von 1,5 Milliarden Euro.“



Georg (Reichelmann) sichert Kameramann Hannes bei den nördlichen Klippen von Lanzarote. Georg ist vielen als ehemaliger Basischef von SUBEX in El Quseir bekannt. Jetzt hat er eine eigene Tauchbasis auf Lanzarote http://www.museodecetaceos.org/. Dank ihm konnten wir wunderbare Bilder der Unterwasserwelt aufnehmen und auch die Schutzgebiete bei Graciosa im Norden von Lanzarote besuchen.


Die Saurier des Meeres: Eidechsenfische.




Petermännchen.



Für heute reicht's …, aber: Fortsetzung folgt!