Reisebericht November 2001, Teil 1

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Silvia
Beiträge: 14
Registriert: 29 Nov 2001 21:26

Beitrag von Silvia »

Seychellenreise vom 2.11. bis 23.11.01

Am 2.November bestiegen wir als zwei Passagiere des ersten Air Seychelles Fluges ab München die neue Maschine. Verabschiedet wurden wir „typisch deutsch“, nämlich mit Blasmusik von einer bayrischen Kapelle in Lederhosen. Vor dem Betreten der Maschine erhielt jeder Passagier ein Lebkuchenherzchen umgehängt.
Gebucht hatten wir unsere Reise zum ersten Mal auf Empfehlung von Freunden bei Gellwien Tours in München. Wir waren absolut zufrieden mit der ganzen Organisation und lagen beim Preisvergleich günstiger, als bei anderen Veranstaltern.
Für uns war es die vierte Reise auf die Seychellen. Wir sind sehr naturinteressiert, und so war unsere erste Station die Insel Silhouette, die wir bereits vor sechs Jahren schon einmal besuchten. Erfreulicher weise hat sich diese Insel in den letzten Jahren kaum verändert. Die Natur ist besonders in den Bergen noch sehr ursprünglich und man kann sehr schöne Wanderungen unternehmen. Die Strände sind zumeist recht schroff, und da nicht überall ein Korallenriff vorgelagert ist, gibt es auch eine stärkere Brandung mit zum Teil starken Unterströmungen. Das Baden direkt vor der Silhouette Island Lodge ist nur bei Flut möglich und auch dann ist das Tragen von Badeschuhen zu empfehlen. Sehr gut zum Schwimmen geeignet ist die Bucht Anse Mondon. Es gibt einen sehr schönen Wanderweg, der durch schattigen Wald führt. Dauer der Wanderung etwa eineinhalb bis zwei Stunden. Anse Mondon und auch Grand Barbe auf der anderen Seite der Insel sind sehr gut auch ohne Führung zu erreichen. Wir interessieren uns sehr für die Fauna der Seychellen, besonders die Reptilien haben es uns angetan. Wir sind selbst Halter und Züchter der leuchtenden Taggeckos, von denen es auch auf den Seychellen mehrere Arten gibt, und die jeder sicher schon mal dort gesehen hat (ausführliche Informationen über diese schönen tagaktiven Echsen unter: http://www.ig-phelsuma.de ) .
Die Bungalows der Island Lodge sind sehr schön Alle Fenster sind mit Lamellen ausgestattet, so dass eine sehr gute Belüftung gegeben ist. Außerdem gibt es einen Deckenventilator, und auch intakte Moskitonezte sind vorhanden. Das Essen ist sehr gut, mittags gibt es ein Buffet und am Abend wird das 4 Gänge Menü serviert. Für Wanderungen werden reichhaltige Lunchpakete zur Verfügung gestellt.
Bereits an unserem ersten Tag machten wir die Bekanntschaft von Ron Gerlach, dem Präsidenten des „Nature Protection Trust of Seychelles“, der u.a. eine Erhaltungszucht für Riesenschildkröten und die endemischen Süßwasserschildkröten unterhält, und seit zwei Jahren auf Silhouette ansässig ist. Informationen über die Aktivitäten des NPTS finden sich unter: http://members.aol.com/jstgerlach/ .Von Ron erfuhren wir, dass er in den nächsten Tagen mit einem deutschen Filmteam eine Tour in die unzugänglichen Gebiete der Berge machen würde, der wir uns gerne anschließen könnten. So startete unsere Gruppe früh am Morgen: Ron Gerlach, 3 Leute vom SWR, die allerdings nicht zum Dreh, sondern auf Recherchereise dort waren, ein befreundetes Paar , wir beide und ein guter Freund von Ron und, wie sich herausstellte, ein Mitglied dieses Forums (Hallo Guy ;) ). Als der gut erkennbare Pfad endete, half nur noch die Machete beim Vorwärtskommen. Nach einigen Stunden schweißtreibender Kletterei erreichten wir das Ziel, einen Berggipfel, bewachsen mit der endemischen Pitcher Plant. Die Aussicht auf die Küste war einfach grandios! Von den endemischen Tierarten haben wir auch einige gefunden, wobei das Sichten eines der seltenen Tigerchamäelons sicher mit ein Höhepunkt des Tages war. Am Ende der Tour waren wir total verdreckt, und nur nach einer heißen Dusche (zum Glück war das Wasser wegen der anhaltenden Trockenheit nur tagsüber von 13:00 – 18:00 Uhr abgestellt) wieder salonfähig :- )
Silhouette ist sicher ein Traumziel für alle, die Natur pur fernab jeden touristischen Rummels genießen und erleben wollen.
Unsere nächste Station für eine Woche war La Digue. Auch hier waren wir zuletzt vor sechs Jahren. Durch Freunde und auch durch dieses Forum wußten wir, dass sich gerade La Digue in den letzten Jahren verändert hat. Aber dennoch erhielten wir den ersten „Schock“, als wir uns dem ehemals so idyllischen Hafen näherten!! Zunächst fielen uns die großen Steinwälle auf, die jetzt die Einfahrt begrenzen. An der Mole angelegt, trauten wir unseren Augen nicht: der hübsche kleine weiße Sandstrand ist vollkommen zerstört! Schaufelbagger waren dabei, auch hier große Felsbrocken aufzutürmen. Danni, unser Ansprechpartner vor Ort, empfing uns und verstaute unser Gepäck auf seinem Ochsenkarren. Auch diese sind wohl nur noch eine Attraktion für die Touristen. Es fahren mittlerweile viele Autos auf La Digue, sogar Taxis sind unterwegs. Der Hauptweg, der vor Jahren eine Sandpiste war und direkt an der Island Lodge vorbei führte, ist heute ein breiter gepflasterter Weg, der in großem Bogen um die Lodge herumführt, da man diese erweitert hat. Mittlerweile gibt es auch viel mehr Hotels, Gästehäuser und Selbstversorgerunterkünfte und es sind noch mehr im Bau! Für unseren Geschmack sind es bereits jetzt zu viele...
Wir hatten die Paradise Flycatchers Lodge gebucht und waren sehr zufrieden damit. Die Zimmer incl. des Bades in den Doppelbungalows sind sehr geräumig und alles ist sehr sauber. Auf Empfehlung hatten wir Halbpension gebucht, und es nicht bereut. Das kreolische Essen war immer sehr gut und wurde im den Hotelgästen vorbehaltenen Restaurant serviert. Das Personal des Hotels ist sehr freundlich und machte den Aufenthalt sehr angenehm. Diese Unterkunft können wir sehr empfehlen. Von hier sind die L’UnionEstate und somit auch die Strände der Anse Source d’Argent in kürzester Zeit zu erreichen.
Auch La Digue eignet sich hervorragend für schön Wanderungen. Sehenswert ist das kleine Schutzgebiet für den Paradies Fliegenschnäpper. Wir konnten diese hübschen und agilen Tiere im Reservat, aber auch an vielen anderen Stellen der Insel beobachten. Sehr schön ist auch eine Wanderung auf den Nid d’Aigles, mit 330 m die höchste Erhebung auf La Digue. Der Weg beginnt in Bellevue und führt extrem steil bergan. Wenn man die letzten Häuser passiert hat, führt das restliche Stück des Weges auf den Bergrücken durch dichten, schattenspendenden Wald. Von oben hat man einen herrlichen Ausblick auf die Küste und alle umliegenden Inseln. DieAnse Source d‘Argent, hat sich auch verändert. Einige der alten hohen Palmen, auch die, die sich so fotogen schräg über den Strand neigten, gibt es leider nicht mehr. Die nachwachsenden kleineren Palmen sahen, vermutlich bedingt durch die lange Trockenheit, sehr angegriffen aus. Natürlich tummeln sich auch mehr Touristen, die leider mittlerweile per Shuttlebus herangekarrt werden, zwischen den riesigen Felsen.
Wir sind mehrfach zu den schönen Buchten im Osten gewandert. Während die meisten Touris sich direkt an der Grand Anse niederließen, wanderten wir stets weiter zur Anse Cocos, unserer Lieblingsbucht. Hierhin kamen nur noch wenige Leute und häufig waren wir dort ganz allein.
Während unseres Aufenthaltes erwischte uns auf La Digue auch ein Regengebiet, dass doch einiges vom lang ersehnten Nass mit sich brachte. Vom Gipfel des Nid d’Aigles aus konnten wir beobachten, wie sich eine dichte Wolkendecke heran schob und auch alle anderen Inseln bedeckte. In der folgenden Nacht goß es wie aus Kübeln und auch der nächste Tag war mehr oder weniger verregnet. Unsere Befürchtungen, dass es fortan mit dem herrlichen Sonnenschein vorbei sein würde, bestätigten sich aber nicht :- ).
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seybrew
Beiträge: 1406
Registriert: 28 Okt 2001 08:39
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Beitrag von seybrew »

Vielen Dank für den schön und informativ geschriebenen Bericht. Ich freue mich schon auf Teil 2. Silhouette wird dank dir und dank der Infos von Guy und anderer Forums-Teilnehmer immer interessanter für uns.

Grüße von Seybrew
--
Carpe diem
"Wie glücklich würde mancher leben, wenn er sich um anderer Leute Sachen so wenig bekümmerte, wie um die eigenen.”
Oscar Wilde
Dirk
Beiträge: 117
Registriert: 29 Okt 2001 14:05

Beitrag von Dirk »

Hallo Silvia,
vielen, vielen Dank für den schönen Bericht!!!. Das ist genau das, was ich jetzt bei dem trüben und fiesen Wetter hier in Berlin gebrauchen kann. Die Vorfreude auf den Urlaub vom 30.01. bis 15.02 auf La Digue und Silhouette steigert sich enorm ...

Meine Frau und ich sind auch an der Flora und Fauna auf Silhouette sehr interessiert. Kennt Ihr brauchbare oder sogar gute Bücher, die einem über das Tier- und Pflanzenleben einiges erzählen können (gern mit bunten Bildern)und die man in Deutschland oder vor Ort kaufen kann??? Nicht jeder wird das Glück haben, einen so fachkundigen Führer dabei zu haben wie Ihr.

Gruß, Dirk
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Silvia
Beiträge: 14
Registriert: 29 Nov 2001 21:26

Beitrag von Silvia »

Hallo Dirk,

es freut mich, dass mein Beitrag eure Vorfreude auf den Urlaub steigert. Ich beneide euch, und würde auch schon wieder am liebsten Reißaus nehmen. :))

Mir ist kein Buch bekannt, dass umfassend über Fauna und Flora der Seychellen informiert. Hätte ich selbst gerne. Über die Vögel und die Pflanzen der Seychellen gibt es kleine informative Bücher, die man in vielen Geschäften vor Ort kaufen kann (Buchladen, Shop am Fluhafen, Boutiquen). Sie heißen "Beautiful Birds /Flowers of Seychelles". Zu jeder Abbildung gibts dann eine Beschreibung. Außerdem kannst du dich auf der genannten Homepage des NPTS speziell über Silhouette informieren.

Man kann mit Ron Gerlach Führungen vereinbaren. Am besten ihr geht mal zu ihm. Einfach durchs Dorf La Passe bis zu den Schildkrötengehegen gehen. Er ist ein sehr liebenswürdider älterer Herr und freut sich über interessierte Gäste.

Viele Grüße,
Silvia.
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St-John
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Beitrag von St-John »

Hallo Silvia, herzlichen Dank fuer die schoenen Berichte (Teil 1+2). Ja - es ist pervers (wenn auch Tourismusbedingt noetig, weils mehr Geld in die Kasse spuelt dafuer die Golfer von meinem Strand fernhaelt (;-)) einen Golfplatz auf Praslin am Lemuria Hotel zu bauen und ja - La Digue hat sich sehr
verändert, das war schon bei mir von 1993 auf 1998 deutlich festzustellen, die "neuen" Autos insbeondere haben genervt. Etwas weiteres was Du auch beobachtet hast - da sind Wir "Schuld" - die hässlichen Boden-Beton-Platten am Hafen von La Digue und teilweise auf den Strassen (wir fuehlten uns an die Deutsche Fussgaengerzone erinnert), die nämlich stammen tatsächlich aus Deutschland - eine Hilfemassnahme der EU. Die Frage verbleibt wann die 1. Ampel (und das erste Blitzgeraet) importiert wird........kann natuerlich aber auch sein dass der Seyhellois sich ueber diese "Fortschritte" freut - MacDonald und BurgerKing überlegen sicher auch nicht mehr lange..........wobei ehrlich gesagt so ein Whopper (wenn er frisch gegrillt ist) kann durchaus lecker schmecken..........(Schande über mein Haupt - dann doch lieber das Flug-Hund Curry..)
Nochmals Danke -
o s s i (Beach-Collector)
Zuletzt geändert von St-John am 05 Jul 2002 15:44, insgesamt 1-mal geändert.
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