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Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 29 Okt 2025 14:20
von Suse
Als wir den Reisebericht 2024 beendeten, stand schon fest, wohin die Reise im kommenden Jahr gehen sollte: Auf die dritte einsame Insel nämlich.

Bis zu diesem Ergebnis war die Reiseplanung eine der schwierigsten gewesen, die wir je hatten, in der unter anderem ein paar schwer geschäftstüchtige samoanische Prinzessinnen und weitere Südsee-Adlige ihre teils unrühmlichen Auftritte hatten, aber das ist eine andere Geschichte.

Kurz bevor wir beinahe das Südsee-Handtuch für 2025 geworfen hätten, landeten wir dann doch noch einen Treffer, und rückblickend sollte das wohl alles so sein, denn schöner als dort hätten wir es kaum haben können. Ungewohnt ist für uns allerdings, nichts Schriftliches in der Hand zu haben, nur eine Absprache per Mail, keine Anzahlung, wir sind gespannt, ob das alles so klappt und ob es uns gefallen wird. Wir vertrauen darauf, daß unser Kontakt zuverlässig ist, und starten entspannt in den Urlaub.

Streß erwarten wir wirklich keinen, denn kurz vor Abreise hat Air Tahiti uns mit einer Flugstreichung erfreut, die bedingt, daß wir eine Nacht länger in Los Angeles bleiben müssen. Zeit genug für eine weitere ausgiebige Stadterkundung für mich und mehrere Tage des Abhängens am Pool für den Mister.

Als wir in Amsterdam landen, werde zumindest ich dann aber doch kurzzeitig hektisch. Wer Schiphol kennt, weiß, daß der gesamte Flughafen aus einem einzigen Gebäude mit endlos langen Korridoren zwischen den Terminals besteht und man, wenn man Pech hat, kilometerlange Fußmärsche zurücklegen muß. Und wir haben leider Pech, unser Abfluggate liegt maximal weit vom Ankunftsgate entfernt, plus der dazwischen liegenden Kontrollstationen.

Wir stapfen los, wie immer schwer beladen mit Fotoequipment, Kameras für Über- und Unterwasser, diversem anderem Elektronikzubehör plus der uns erneut ausgeliehenen Drohne.

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Ich treibe den Mister zur Eile an, das Terminal ist noch eine Ewigkeit weit entfernt, vorbei an Läden mit Tulpen, Käse und bemalten Klompen. Eigentlich ist das nett hier, aber ich stolpere mit Tunnelblick voran. Der Mister nimmt sich mehr Zeit zum Gucken und entdeckt so, was außer ihm offenbar niemandem auffällt: Selbstfahrende Rollstühle zum Ausleihen.

Eine Flughafenmitarbeiterin steht reichlich gelangweilt neben ihrem Fuhrpark, der unbeachtet auf Kunden wartet, und ist hoch erfreut, daß der Mister so ein Dingen mieten möchte. Es handele sich um ein Pilotprojekt erklärt sie, noch in der Testphase, und kostenlos sei das Angebot, für jedermann verfügbar, nicht etwa nur für mobilitätseingeschränkte Personen. Man gibt auf dem Panel das Abfluggate ein und ab geht die Luzie. Einen dezenten Warnton von sich gebend tuckert der Stuhl los, bremst und umfährt Hindernisse eigenständig und ist schneller als die parallel verlaufenden Laufbänder.

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Niemand sonst nimmt die Dienstleistung hier in Anspruch und so ist der Mister die Attraktion von Schiphol. Von leisem Glöckchenbimmeln begleitet rollert er voran. Auf einem der Laufbänder mache ich ein Video, wie er hochzufrieden grinsend auf seinem klingelnden Thron sitzt, und verpasse dabei das Ende des Laufbands. Slapstickartig herumstolpernd kann ich gerade noch verhindern, mitsamt Drohne, Videokamera und diversem anderem Zerbrechlichen in meinem Rucksack eine Bodenprobe zu nehmen. Oha, sagt der Mister, und meint, daß ich den Stuhl wohl dringender gebraucht hätte als er.

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Das Teil parkt am Zielgate besser rückwärts ein, als ich das gekonnt hätte, und wartet dort 20 Minuten auf neue Gäste. Bleiben die aus, fährt es eigenständig zur Dockingstation zurück, was wir gern gesehen hätten. Der Anblick eines leeren Rollstuhls, der allein durch den Flughafen fährt, muß ähnlich gruselig sein wie die selbstfahrenden Waymos in San Francisco. Aber bis dahin hat unser Boarding bereits begonnen. Nächstes Mal mehr Umsteigezeit, das steht fest.

Der Flug verläuft insgesamt unauffällig, aber im Entertainmentprogramm entdecke ich eine kleine Perle, die ich diesem Forum keinesfalls vorenthalten möchte, denn: It’s Florida, Man!

https://www.youtube.com/watch?v=TAkBkyTA5Eo

Die Episoden, in Form einer Anthologie-Serie, zeigen wahre Begebenheiten, die sich (natürlich) in Florida abgespielt haben, und die so skurril sind, daß sie allesamt das Etikett „Florida-Man“ verdienen. Neben den Spielszenen kommen auch die realen Personen in Interviews zu Wort, was gut ist, denn manches ist schier unglaublich und die Phantasie reicht kaum aus, sich vorzustellen, daß das wirklich so passiert sein soll.

Ich fühle mich jedenfalls bestens unterhalten und wie meistens bei Tagesflügen gen Westen bin ich bei der Ankunft in Los Angeles überhaupt nicht müde, aber das ändert sich schnell.

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Es ist trotz Anfang April bereits sehr warm in Los Angeles, richtig schwül. Wir müssen ewig an der Immigration anstehen und es ist unfaßbar langweilig. Das einzig Spannende: Die Frau vor uns in der Schlange kann scheinbar nicht lesen und filmt die Immigration-Halle mit ihrem Handy. Ich warte sekündlich darauf, daß sie rausgefischt und abgeführt wird, aber offenbar fällt das niemandem auf.

Nach fast zwei Stunden Anstehen sind wir dran, erst nur kurze Fragen, aber immer, wenn das Thema Layover und nach drei Tagen weiter nach Tahiti aufkommt, werden die Officer neugierig. Schon beim letzten Mal kannte der Beamte sich aus und auch dieser will genau wissen, welche Inseln wir besuchen werden. Dann sind wir aber drin, die Koffer stehen schon irgendwo neben dem Band, sind aber beide da und intakt, also auf zum Bus, der uns zum LAX-it bringt.

Am LAX-it diesmal ein Taxifahrer, der keinerlei verbale oder nonverbale Unmutsäußerungen von sich gibt, als wir die Adresse angeben, die unterhalb der Minimum-fare liegt, dafür bekommt er dann auch ein bißchen mehr Trinkgeld.

Und dann sind wir da, die Travelodge hat uns wieder, der Pool leuchtet im Sonnenschein. Leider bekommen wir nicht unser Wunschzimmer, das ist offenbar belegt durch zwei Landsleute, deren Enduros mit deutschem Kennzeichen vor der Tür abgestellt sind. Aber wir bekommen ein Zimmer mit Blick auf den Pool, die Circle K-Tankstelle und der Chick-fil-a auf der anderen Seite des Pacific Coast Highway stehen noch, wir haben alles, was wir brauchen und sind erstmal einfach nur happy.

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Der erste Gang gebührt immer dem Mister zur Circle K, Getränke und Snacks, und dann ist Abhängen für Fortgeschrittene angesagt. Sonne und Ruhe tanken am Pool und im Zimmer, erstmal runterkommen vom Vor-Urlaubs-Streß, vorfreuen, wie sich das gehört.

Der erste Tag vergeht mit Räkeln am Pool und vorm Fernseher. Es läuft anstelle der geliebten Neighborhood Wars zwar eine ziemlich langweilige Serie über Trödelhändler, die unbezahlte Lagerräume aufkaufen ohne den Inhalt zu kennen, Storage Wars heißt das, sozusagen das Gegenteil von Bares für Rares. Wir verlegen uns auf true crime-Sendungen, futtern Hähnchenburger und Salat, zur Einstimmung auf die nächste Etappe natürlich mit Polynesian Sauce.

Aber noch sind wir zwei Tage hier, und bevor wir uns Stück für Stück immer weiter von der Zivilisation entfernen werden, gebe ich mir erst nochmal die volle Dosis Großstadt.

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Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 30 Okt 2025 13:50
von zzzt
Hallo Suse,

ich lese seit langem mit Begeisterung deine Reiseberichte. Vielen lieben Dank fürs mitnehmen und die Mühe.

Ein lieber Gruß aus Franken
Michaela

Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 30 Okt 2025 14:42
von Suse
Das freut uns, und es geht auch bald weiter.

Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 30 Okt 2025 16:41
von Pico
Oh wie toll, ein enuer Abenteuerbericht von Suse und dem Mister! :bounce:

Habe ich wieder mit Genuss gelesen und werde es weiterhin tun.

Danke für´s Mitnehmen. :D

Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 30 Okt 2025 16:47
von knuffi
Ich freue mich auch schon sehr auf die Fortsetzung!! :bounce:

Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 30 Okt 2025 17:08
von Klara
Klasse, habe schon so drauf gewartet.
LG
Klara

Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 30 Okt 2025 17:31
von Suse
Genau wie zuvor Miami ist es Los Angeles gelungen, mich mehr und mehr für sich zu begeistern. Sind es in Miami die kulturell so unterschiedlich geprägten Stadtteile, ist es hier die Architektur. Von den japanisch geprägten American Bungalows in Pasadena, das so weit von hier entfernt ist, daß ich vermutlich niemals dorthin kommen werde, bis zu den futuristischen Dingbats der 50er Jahre ist hier jede architektonische Strömung vertreten. Und eine der spektakulärsten geht, wieder einmal, auf das Konto von Frank Lloyd Wright.

Auf der Suche nach einer Führung für den durch die Flugstreichung gewonnenen Tag in Los Angeles finde ich tatsächlich eine spezielle FLW-Führung, die ich trotz des sportlichen Preises buche und rückblickend auch nicht missen möchte.

Gleich nach dem Frühstück werde ich am Motel abgeholt. Der Guide unserer Kleingruppe, außer mir gibt es nur noch einen weiteren Teilnehmer, der damit die Zeit bis zu seiner Kreuzfahrt überbrückt und – zu meinem Glück – relativ desinteressiert wirkt, ist eine Peruanerin namens Rosita, die uns engagiert und bemüht durch Los Angeles kutschiert. Die Häuser, die wir besuchen werden, liegen fast ausnahmslos in den bevorzugten Wohngegenden, den Hügeln von Los Feliz oder Hollywood, und bis dahin ist es von der Flughafenregion ein weiter Weg.

Rosita ist mit der Anmoderation über Frank Lloyd Wright und seine Häuser schon längst fertig, als wir gerade mal Downtown erreicht haben, was Zeit gibt, sich mal so allgemein über die Stadt zu unterhalten, und das was sich hier gerade erst kürzlich abgespielt hat. Von den Bränden würden wir nichts zu sehen bekommen, erzählt sie uns, die Stadt sei so riesig, gemessen an ihren Ausdehnungen seien die Stadtteile, in denen die Waldbrände gewütet hätten, winzig. Die Medien, insbesondere in Europa, hätten dies wohl stark aufgebauscht, sie wäre mehrfach von Gästen gefragt worden, ob denn nicht die halbe Stadt abgebrannt sei. Tatsächlich sehen wir an dem ganzen Tag nicht ein einziges verkohltes Stück Holz. Und ein FLW-Gebäude sei schon gar nicht in Gefahr gewesen.

Woher weiß man in Los Angeles, dieser Agglomeration von 88 Gemeinden, in welcher man ist? Die Hydranten haben unterschiedliche Farben:

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Was in Los Angeles allerdings bedroht sei, seien die Washingtonias, nicht durch die Feuer, sondern durch den Zahn der Zeit. 1932 anläßlich der Olympischen Spiele gepflanzt,hätten sie nun bald ihre durchschnittliche 100jährige Lebensspanne erreicht. Die Stadtverwaltung würde aus ökologischen Gesichtspunkten heimischen Gehölzen den Vorzug geben, jede verschwindende Washingtonia werde nicht mehr ersetzt. Wir bedauern das alle, es wird der Stadt irgendwann ihre Signaturpflanze nehmen. Was, wenn nicht diese hochstämmigen Palmen, machte denn das Gesicht der Stadt aus? Ehrlich gesagt, hätte ich das jetzt lieber gar nicht gewußt.

Je mehr Zeit seit der eigentlichen Reise vergangen ist, desto mehr füllt sich das Netz mit Beiträgen zum Thema. Allen fällt es jetzt auf und alle haben sie die selben Gedanken wie ich: Ohne die Palmen verliert LA sein Gesicht.

https://theface.com/society/la-palm-tre ... s-politics

In den East Hollywood Hills dann unser erstes Frank Lloyd-Wright Haus: Hollyhock.

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Die Hollyhock, also die Stockrose, ist das namensgebende Element.Die stark stilisierte Pflanze hat wenig mit dem gemein, was ich mit einer Stockrose verbinde, aber das Haus ist beeindruckend.

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Wegen Renovierungsarbeiten ist es derzeit geschlossen und es ist aktuell auch fraglich, ob es jemals wieder regulär für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Budgetkürzungen der Stadt Los Angeles betreffen eben auch die denkmalgeschützten Gebäude der Moderne:

https://www.latimes.com/california/stor ... cDEvB0c6XQ

Der Blick von hier oben ist ungewohnt. Üblicherweise steht man als Tourist auf der anderen Seite der Hollywood Hills am Griffith Observatorium und schaut auf Downtown, aber von hier aus blickt man über das Tal auf die Höhenzüge des Griffith Park und das Observatorium.

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Weiter rechts am Hang, südlich von Griffith Park in den Hügeln von Los Feliz, kann man schon ausmachen, was wir als nächstes besuchen werden. Gigantisch groß gegen die umliegenden Häuser: Das Ennis House, ziemlich genau 100 Jahre alt.

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Hinein kommt man auch hier nicht, da es sich seit einiger Zeit wieder in Privatbesitz befindet, verkauft für 23 Millionen Dollar.

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Das verschlossene Tor hat aber auch was.

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Aber die meisten hier werden es, ohne es zu wissen, schon von innen gesehen haben, so viele Filme wie hier gedreht wurden, allen voran Blade Runner.

https://www.youtube.com/shorts/PlpGru652IQ

In einer Nebenstraße wird gerade ein Skater-Film gedreht, immer wieder müssen die Darsteller ihre Bretter die steilen Serpentinen hochschleppen, und dann nochmal wieder runter, und der Regisseur schreit seine Anweisungen.

Daß wir in keines der Häuser hineinkönnen, kann man gut verschmerzen, denn dadurch gewinnen wir Zeit für eine Fahrt zum Millard House, dem kleinsten der FLW-Häuser. Damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet und kann mein Glück kaum fassen, während wir tatsächlich ganz bis nach Pasadena fahren.

Die Fahrt dauert fast eine halbe Stunde und führt über das überraschend gut gefüllte Betonbett des Los Angeles Rivers.

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Man verbindet in dieser Stadt ja immer alles mit Film und Fernsehen und ich kenne dieses Wasserwegenetz immer nur leer und als Hintergrund für schlimme Stunts.

Vermutlich die Mutter aller Los Angeles River-Verfolgungsjagden:

https://www.youtube.com/watch?v=6z9qws7M8q8

Der wohl meistmißachtete Fluß der Welt. Wäre irgendwie traurig, wenn es nicht auch irgendwie cool wäre.

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Pasadena erweist sich als genau so schön, wie ich es mir vorgestellt hatte, das hier ist wirklich der Bungalow Heaven, wie der Distrikt sich selbst bezeichnet. Wir fahren durch kleine Seitenstraßen, die fast ausschließlich von Craftsman-Bungalows aus den 20er und 30er Jahren gesäumt sind. Einer hübscher als der andere, manche erinnern an alpine Sennhütten, manche sind streng japanisch beeinflußt. Und mittendrin das Millard-House mit seiner Maya-Tempel-Architektur.

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Kleiner Bonus-Stop am Straßenrand am Gamble House. Eigentlich auch ein American Bungalow, in der XXL-Version sozusagen. So wohnte eine Milliardärsfamilie Anfang des letzten Jahrhunderts. Relativ bescheiden, finde ich. Wer sich jetzt fragt, wieso das interessant ist: Familie Gamble kennen wir alle.

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Die Familie Gamble stellt die eine Hälfte des Konzerns Procter & Gamble, denen wir einen Haufen Kosmetikartikel verdanken, unter anderem Colgate, Pampers, Ariel und Lenor, you name it.

Ich bin super happy, als wir Pasadena verlassen, und ganz angefüllt von all den schönen Eindrücken. Pasadena ist ein Traum. Hier könnte ich wohnen, keine Frage. Der Mister bräuchte dann noch einen Challenger, am besten einen roten, den ich mir ausleihen könnte, und dann wäre ich die Little old Lady von Pasadena und würde den Colorado Boulevard unsicher machen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß wir eher in den Sümpfen Nordfloridas enden als in Kalifornien, aber als wir auf dem Rückweg wieder den Los Angeles River überqueren, gehts mir wie dem Terminator: I'll be back! :lol:

https://www.youtube.com/watch?v=j7J2ZUs ... rt_radio=1

Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 30 Okt 2025 18:33
von Suse
Zurück in den Hollywood Hills erwarten uns dann die zwei Highlights der Tour.

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Das Storer House, direkt in den Hang gebaut. Auch privat bewohnt und von innen nicht zu besichtigen, aber von außen umso bemerkenswerter.

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Als er später die Fotos sieht, ärgert sich der Mister, die Tour nicht mitgemacht zu haben, so beeindruckt ist er von dem Haus.

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Spätestens jetzt stellt sich die Frage, weshalb diese Häuser eigentlich alle aussehen wie wie sie aussehen, wie moderne Maya-Tempel nämlich. Denn das ist kein Zufall. Wright, der der Meinung war, all diese viktorianischen Villen mit ihrem englischen Gepräge, in denen die Upperclass Anfang des Jahrhunderts lebte, seien eigentlich unamerikanisch, und die moderne Zivilgesellschaft benötige etwas Eigenes, entwarf eine Art präkolumbianische Architektur, die vor allem dem Westen der USA ein eigenständiges Gesicht geben sollte.

Die Hügel von Los Angeles beherbergen noch einige Häuser mehr, die von Vater und Sohn Wright erbaut wurden, teils sind sie verfallen, teils von Prominenz bewohnt, so auch das der kürzlich verstorbenen Diane Keaton, die auch ein Mayan Revival House besaß.

https://www.architecturaldigest.com/sto ... mayan-deco

Entworfen wurde es vermutlich hier, im Architekturstudio der Wrights. Überraschend klein, aber mit einem beeindruckenden Kakteengarten:

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FLW senior entwarf später schlichtere, unprätentiösere Häuser, die mit ihren großen Fensterfronten und weitgehend schmucklosen Holzfassaden den Übergang zwischen Drinnen und Draußen schaffen sollten, und setzte damit sein wohl meistzitiertes Motto um: Stay close to nature, it will never fail you.

Usonian nannte er diesen Stil, der sich vor allem im Mittelwesten und an der Ostküste durchsetzte. Aber auch in Los Angeles finden sich einige wenige Usonians. Eines davon liegt ein Stück weiter entfernt in den Hollywood Hills, das Sturges House.

Nachdem ich vor zwei Jahren schon einige Zeit in einem Usonian auf dem Campus des Florida Southern College verbringen konnte, ist es jetzt natürlich weniger spannend, dieses Haus nur von außen betrachten zu können, trotzdem ist der Anblick spektakulär.

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Das Haus ragt weit über den Hang, in den es gebaut ist und man kann die Konstruktion gut von unten betrachten. Es sieht dringend renovierungsbedürftig aus, trotzdem wirkt es solide und gleichzeitig schwebend. Ich liebe die Usonians und ihre klaren, geraden Strukturen. Derzeit gehört es einer Non-profit Organisation, die es mit Spendengeldern zu erhalten versucht.

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Ein anderes Usonian in den Hollywood Hills hatte mehr Glück, es fand einen Besitzer, der, wenn man seinen Worten Glauben schenken kann, tatsächlich mit einer gewissen Begeisterung bei der Sache ist und es nicht nur als Prestigeobjekt betrachtet, und das ist überraschenderweise Bill Kaulitz.

Wem die Kaulitz-Zwillinge und ihr Podcast jetzt nicht grundsätzlich unerträglich sind, sondern sie vielleicht sogar lustig findet, die Folge vom 8. Februar 2023 ist relativ angenehm zu hören, da äußert er sich doch recht leidenschaftlich zum Thema FLW. Findet man auf Spotify.

Wir haben unserer Leidenschaft für heute genügend gefrönt, der Tag klingt mit der langen Rückfahrt nach El Segundo aus. Wir haben den ganzen Tag über keine Minute irgendwo im Stau gestanden, was mich verblüfft hat. 2028 wird die Verkehrssituation in LA sich vermutlich noch weiter entspannen. Die Olympischen Sommerspiele sollen autofrei werden, dazu wird das U-Bahn-Netz vom Flughafen bis Downtown und darüber hinaus ausgebaut. Die Stadt kann sich das leisten, erzählt Rosita, denn Los Angeles verfügt über so viele Sportstadien, daß kein einziges für die Olympischen Spiele neu gebaut werden muß.

Entlang des Sunset Boulevards verrät uns Rosita noch den Geheimtip, wenn man in Los Angeles Prominente sehen möchte. Da wo der Boulevard langsam in die Wohngebiete ausläuft, steht die Zentrale der Scientology, davor gebe es regelmäßig A-Promi-Sichtungen. Darauf muß man ja auch erstmal kommen.

Am Ende kann ich mich sogar noch mit einem Tip revanchieren. Rositas Freund hat Familie in Florida, irgendwo an der Golfküste. Letzten Sommer war sie zum ersten Mal dort und schwer begeistert, sie möchte unbedingt wieder nach Florida. Schon berufsbedingt rate ich ihr zu einem Besuch im Florida Southern College in Lakeland, aber außerdem mal zu einem Besuch im Inland und einer Quelle, denn Strände haben sie in Kalifornien ja eigentlich selbst genug.

Quelle?!, quiekt sie entsetzt, wo Alligatoren drin sein könnten? Never! Ob ich sowas schon mal gemacht hätte. Ja klar, sage ich, ich liebe es. Oh my God, you must be crazy!

Die Sonne geht langsam unter, die Tour hat insgesamt eine Stunde länger gedauert, als ursprünglich geplant. Auch wenn es teuer war, möchte ich keine Minute missen, es war rundum toll und hat viel mehr geboten, als ich erwartet hatte. Nur der Anblick der Washingtonias, der macht mich jetzt irgendwie traurig.

Der Mister hat den Tag am Pool verbracht, abends gibt es Chick-fil-A und ich sortiere stundenlang Fotos. Endlich ist auch Neighborhood-Wars auf Sendung und perfekter könnte der Tag gar nicht enden.

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Nächstes Jahr werden wir nicht hier sein, aber für danach, da habe ich schon wieder Ideen…

Unser letzter voller Tag in L.A. verläuft ruhiger. Heute bin ich dran, das Motelzimmer mit Ausrüstung zu bewachen, und der Mister verbringt den Tag im Schatten der Seychellen mit Autospotting. Was, wie sich herausstellen wird, im übrigen genauso kulturell bereichernd sein kann, wie Architektouren.

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Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 31 Okt 2025 21:14
von mr.minolta
Tatsächlich beginnen unsere Südsee-Expeditionen ja immer erst mit den Seychellen.

Also mit dem Seychelles Footwear-Label, das seinen Sitz zufällig neben der Travelodge hat, die wir grundsätzlich aufsuchen, bevor es weiter auf die Inseln geht. Hier am Pacific Coast Highway gibt es sogar eine Bank, die ich gerne zum Car Spotting nutze. Dabei geht es mir nicht um die Massen von Teslas und die auffallend häufigen deutschen Fahrzeuge, sondern um klassische Amerikaner. Und um Kontraste. Wie wäre es mit klein gegen groß?


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Die Corvette C8 scheint ja längst der beliebteste Sportwagen in den USA geworden zu sein. Ich sehe sie seit Jahren viel öfter als früher die C7 und C6.


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Und natürlich gibt es auch Challenger zu sehen!!


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Einer parkte direkt in der kleinen Wohnstraße neben dem Motel und erregte damit sofort meine Aufmerksamkeit. Eigentümer des 500 PS-Krachers war ein junger Inder, der gerade seiner Mutter beim Umzug half. Das Mobiliar ging natürlich in den angemieteten U-Haul, der Challenger diente ausschließlich dem Personentransport. In der Folge ergab sich ein netter Small Talk, bei dem er sich als absoluter Deutschland-Fan entpuppte. Er sei mit der Army lange Zeit im Land gewesen und viel herumgekommen. Deutsches Bier und deutsche Mädels? "I looove it!".

Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, daß er Mühe hatte, sich mit seinem gigantischen Turban in's Interieur des Dodge zu schwingen... :wink:


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