Der Atlantik und seine kulturhistorische Geburt: Woher stammt der Name Atlantik für den Ozean zwischen der Alten und Neuen Welt?
Die Bilder und Vorstellungen sind uralt, und spannend ist die Spurensuche nach den Wurzeln des Atlantiks … Wir beginnen bei Homer, obwohl die Vorstellungen wohl noch wesentlich älter sind.

Homer ist der erste namentlich bekannte Dichter der griechischen Antike. Er lebte vermutlich gegen Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. in den von Griechen kolonisierten Gebieten Kleinasiens und gilt als Schöpfer der ältesten Werke der abendländischen Literatur: der Ilias, der Odyssee und der Homerischen Hymnen. Auf Homer geht die Vorstellung der
oikumene zurück, die „Weltinsel“ des eurasischen Kontinents und Afrikas, umgeben von
okeanos, dem Weltmeer. Okeanos (Sohn des Himmelsgottes Uranos und der Erdgöttin Gaia) war zugleich eine mythologische Gestalt und Vater aller Qulellen, Flüsse und Meere.
Die Vorstellung von einer Weltinsel inmitten des Okeanos dominierte lange Zeit das Weltbild der alten Welt. Einen Atlantischen Ozean im engeren bzw. heutigen Sinn hat es in dieser Vorstellung noch nicht gegeben (vorausgesetzt manche Mystiker, Phantasten, Esoteriker und sogar Historiker behalten nicht recht, wenn sie an eine frühe Verbindung zwischen der Alten und der Neuen Welt glauben; nur ein Beispiel für ihre Argumente sind die Pyramiden auf beiden Seiten des Atlantiks).
Dennoch kannte schon die griechische und römische Antike die Bezeichnung „mare atlanticum“. Darunter verstand man aber nur einen ganz kleinen Teil dessen, was heute Atlantik heißt, speziell die Gewässer vor der marokkanischen Atlantikküste. Das diese Gewässer „hinter dem Atlas“ liegen, ist der Name - wie wir noch später sehen werden - letztlich dem gesamten Ozean erhalten geblieben. Aber dorthin war es noch ein langer Weg, der zwei Jahrtausende oder länger gedauert hat.
Eine räumliche, realistische Vorstellung vom „Atlantik“ konnte es vor der Entdeckung Amerikas und den ersten halbwegs realistischen Weltkarten nicht geben. Was es aber – zumindest zeitweise und bei manchen Denkern – gegeben hat, war die Vorstellung eines globalen, allumfassenden Weltmeeres, das alle heutigen Ozeane umfasste.
Eratosthenes von Kyrene (* ca. 284 v. Chr. in Kyrene; † 202 v. Chr. in Alexandria), der „Vater der Geographie“, nannte auf seiner Karte alle Ozeane rund um die oikumene Atlantischer Ozean.
In diesem Sinn war die Bezeichnung Atlantischer Ozean ein Synonym für das (globale) Weltmeer. Doch nach Eratosthenes hat es bei vielen verschiedenen Autoren und auf vielen Karten noch Jahrhunderte eine ziemliche babylonische Sprachverwirrung in Bezug auf die Benennung des Atlantiks gegeben (erst 1893 wurde „Atlantik“ definitiv und generell der offizielle Name für diesen Ozean).
nach © Jürgen Heyn 2001. Der Grieche ERATOSTHENES zeichnete vor 2200 Jahren eine Erdkarte, die Irland, Thule und die britische Insel sowie Indien bis zum Ganges einbezieht. Er berechnete den Umfang der Erde fast genau mit 39 816 km und stellte das Zentrum der hellenistischen Verschmelzung griechischer und asiatischer Kultur (Medien) in den Mittelpunkt seiner Erdkarte. Die frühesten Karten zeigten die unmittelbare Umgebung des Ortes, an dem sie entstanden. Immer weiter drang der Forschergeist in die unbekannte weitere Umgebung vor, ziemlich gleichmäßig in alle Himmelsrichtungen. So blieb die eigene Heimat stets im Mittelpunkt des sich beständig erweiternden geographischen Weltbildes. Bald nach der Zeitwende trat dann an die Stelle dieser naiven Selbstbezogenheit des Weltbildes das bewußte In-den-Mittelpunkt-stellen des eigenen Lebensraumes. Letzter Ausdruck dieser ideologischen Geographie ist Mercators noch heute gebräuchliche Erdkarte. Aber ihre Verzerrung der Proportionen zugunsten Europas und des vom 'weißen Manne' bewohnten nördlichsten Erddrittels ist nun unhaltbar geworden. Unser Zeitalter der Wissenschaft verlangt eine objektive Weltkarte, auf der alle Länder der Erde in einer ihrer tätsächlichen Größe und Lage entsprechenden Weise zur Darstellung gelangen.
Eratosthenes of Cyrene (c. 276 BC Cyrene – c. 194 BC Alexandria ), a friend of Archimedes of Syracuse, lived in Alexandria. He was born in Cyrene, a place in Libya which is called today Shahhat. He worked on geometry and prime numbers. He was a director of the great Library of Alexandria. He is best remembered for his prime number sieve which, in modified form, is still an important tool in number theory research. Eratosthenes measured the tilt of the Earth's axis with great accuracy and compiled a star catalogue containing 675 stars (now lost); he suggested that a leap day be added every fourth year and tried to construct an accurately-dated history. He became blind in his old age and is said to have committed suicide by starvation, like Democrit. Eratosthenes came to Alexandria from Athens to be the chief librarian of Ptolemy Euergetes. He was not merely an astronomer and a geographer, but a poet and grammarian as well. His contemporaries jestingly called him Beta the Second, because he was said through the universality of his attainments to be "a second Plato" in philosophy, "a second Thales" in astronomy, and so on throughout the list. For the same reason he was called a Pentathlos which means and athlete in five disciplines. We know indirect what he did by Strabo and Cleomedes who wrote 150-200 years later about Eratosthenes.
Die Spanier bezeichneten den Nordatlantik beispielsweise lange Zeit als Mar del Nort (damit war nicht die Nordsee gemeint), den Südatlantik oceanus aethiopicus.
Der britische Astronom Edmond Halley (* 8. November 1656 in Haggerston bei London; † 14. Januar 1742 in Greenwich), Astronom, Mathematiker, Kartograph, Geophysiker und Meteorologe, verwendete auf seiner Karte gleich drei Namen für den Atlantik (Nord nach Süd): North Sea, Atlantick Ocean und Aethiopic Ocean.
Mit dem berühmten Gerhard Mercator (eigentlich Gerard De Kremer, latinisiert: Gerardus Mercator, * 5. März 1512 in Rupelmonde, Flandern; † 2. Dezember 1594 in Duisburg, Mathematiker, Geograph, Philosoph, Theologe und Kartograf, der schon zu Lebzeiten als der Ptolemäus seiner Zeit angesehen wurde) erhielt der Name Atlantischer Ozean noch mehr Gewicht.

Er etablierte sich allmählich – und parallel zum Namen „Amerika“ für den neuen Kontinent. Doch verwendete Mercator den Namen Atlantischer Ozean lediglich für die nördliche Hälfte des Ozeans. Mercator prägte die Geographie und Kartographie für Jahrhunderte bis heute.
Dass alle frühen Projektion auf Landkarten irreführend waren, einschließlich jene von Mercator, ist hier dargestellt:
http://www.fnz.at/fnz/forum/phpBB2/view ... =4445#4445
Varenius: ein entscheidender Vater des Namens ...
Bernhard Varen, lat. Bernhardus Varenius (* 1622 in Hitzacker, Hannover; † 1650/51 in Leiden, Niederlande) kommt große Bedeutung zu bei der Sammlung geographischen Wissens im Europa des 17. Jahrhunderts zu. Seine Lehre der allgemeinen Geographie setzte über ein Jahrhundert den akzeptierten wissenschaftlichen Standard.

Er sprach 1650 in seiner „Geographia generalis“ vom „Atlantik“, so, wie wir das Wort heute kennen und verwenden – für den Ozean zwischen Afrika und Europa im Osten und den beiden amerikanischen Kontinenten im Westen. Varen führte auch die Unterteilung in Nord- und Südatlantik ein, wobei die Grenze logischerweise direkt durch den Äquator gebildet wird. Dennoch hat es noch weitere 200 Jahre gedauert, bis dieser Name offiziell wurde.
Die definitive Geburt des Namens des Namens ...
Die Londoner Geographische Gesellschaft hat 1845 eine Kommission eingesetzt, die sich mit dieser Frage beschäftigte. Und wie es so Kommissionen an sich haben, hat es fast 50 Jahre gedauert, bis das Ergebnis auch definitiv besiegelt wurde. So überraschend es auch klingt: Die offizielle, allgemein und international akzeptierte Bezeichnung „Atlantik“ für diesen Ozean ist erst etwas mehr als 100 Jahre alt!
Fragen über Fragen: Warum aber überhaupt Atlantik? Und wie hängt das mit dem sagenumwobenen Land Atlantis zusammen?
http://de.wikipedia.org/wiki/Atlasgebirge
http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantik
… und das ist noch nicht alles. Ein Buch mit Karten wird Atlas genannt, in der Mehrzahl Atlanten, dann haben wir noch das nordafrikanische Gebirge Atlas und der altgriechischen Gott … Atlas ist eben ein Wort mit vielen verschiedenen Bedeutungen, die zwar nicht alle einen gemeinsamen Ursprung haben, viele von ihnen aber doch. Aus welchem leitet sich aber der Name des Ozeans ab?
Am Anfang dieser Namensgebung stand wohl der griechische Gott und das mit ihm untrennbar verbundene Gebirge.

Dieses Gebirge im Norden Afrikas, auf dem nach mythologischen Vorstellungen der Himmel ruhte, ist letztlich Namensgeber für den Atlantik, womit wie bereits dargestellt – zeitweise das gesamte Weltmeer bezeichnet wurde. Hinter dem „Atlas" bzw. dem „Atlasgebirge" breitet sich eben der „Atlantik", der „Atlantische Ozean" aus – eine logische Ableitung.
Die Griechen sahen in der Gegend des Atlasbegirges den Ort, an dem das Himmelsgewölbe seine Verankerung auf der Erde hat und „Atlas" seine Wohnstatt hat. Es gibt sogar eine Schilderung in Ovid's Metamorphosen, in der die Wandlung des Gottes „Atlas" in das „Atlasgebirge" beschrieben wird. Und da die Titanen nach griechischer Vorstellung jenseits des großen Ozeans im Westen wohnten, nannten sie das Meer hinter dem Atlas „atlantikon pélagos" bzw. „atlantiké thálassa", dazu die lateinische Entsprechung: „atlanticum mare“). Daraus ist in allen anderen Sprachen der „Atlantische Ozean“ und zum der „Atlantik“ entstanden.
Und natürlich hängt auch das sagenumwobene Atlantis mit Atlas und dem danach benannten Meer zusammen. Die Phantasieinsel wurde erstmals von Platon (427-347 v. Chr.) erwähnt und soll im „Atlantik" gelegen haben. Siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantis. Bis heute beschäftigt sich eine riesige „Esoterikindustrie“ mit der Suche danach und es gibt auf diesem Planeten kaum noch einen Ort, der von Fantasten nicht als Atlantis identifiziert worden ist…
Eine weitere Übertragung der Wortwurzel erschließt sich aus der Göttergestalt als Vorbild für die Figur Atlant, der Gebäudeteile auf Kopf oder Schultern trägt. Karyatiden dagegen, wie sie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts Hauseingängen als Schmuck dienten, tragen ihre Last auf dem Nacken. Atlas heißt auch der obere Halswirbel, der solcherart belastet den Kopf auf den Schultern trägt. Letztlich geht NATO und „atlantische Partnerschaft“ als Militärbündnis auch auf den Namen des Ozeans zurück. Das arabische Wort „atlas“ schließlich hat mit all dem nichts zu tun; es bedeutet kahl, glatt und ist deshalb Bezeichnung für einen glänzenden Seidenstoff, der je nach Seite nur Kette oder Schuss sichtbar werden lässt.