Azoren

Alles über andere Länder abseits der Seychellen - Infos, Berichte, Anfragen...
Harry K.
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Beitrag von Harry K. »

Hi paradies,

danke für deinen Bericht.
Das mit dem Essen kann ich nachvollziehen :wink: Aber trotzdem gibt es schon auch richtig lecker Sachen.
Wenn du so von den verschiedenen Winkeln in Sao Miguel schreibst ploppen die Bilder im Hirn auf: Sete Cidades, Furnas .... Hmmm.

Liebe Grüße,
Harry
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boldie
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Beitrag von boldie »

Der paradisische Bericht hat auch bei mir die Azorenbilder aufgeklappt und mehr. Auch Gesamteindrücke, Gerüche werden wieder präsent, wie der Geruch des leckeren Cozido (muß man wirklich probieren) das Baden im warmen Pool in Furnas am Terra Nostra Hotel (kann man gut und relativ preiswert wohnen), das Schwimmen im kühlen Lago die Fogo bei absoluter Ruhe, der unübertroffene Tintenfischeintopf in Ribera Grande und und und ... :D :D :D

paradies, Danke für den Bericht

LG

boldie
„Die Wahrheit ist unser wertvollstes Gut. Laßt uns sparsam mit ihr umgehen!“
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Harry K.
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Beitrag von Harry K. »

Ja, Terra Nostra, die Bäume, das Wasser.
Bist du zum Lago di Fogo gelaufen? Ist auch ein Muss, oder? ('tschuldigung paradies :wink: )

Ach ja paradies: Wann kommen denn die anderen schönen Inseln dran?

Wenn ichs mir recht überlege sind die Azoren nächstes Jahr mal wieder fällig ...
Gruß,
Harry
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boldie
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Beitrag von boldie »

Harry K. hat geschrieben:Ja, Terra Nostra, die Bäume, das Wasser.
Bist du zum Lago di Fogo gelaufen? Ist auch ein Muss, oder? ('tschuldigung paradies :wink: )

Ach ja paradies: Wann kommen denn die anderen schönen Inseln dran?

Wenn ichs mir recht überlege sind die Azoren nächstes Jahr mal wieder fällig ...
Gruß,
Harry
Harry, natürlich sind wir zum Lago di Fogo gelaufen, obwohl ... Bild
Um die Sete Cidades wollten wir auch laufen, aber irgendwann war Schluss und es ging nicht mal mehr querfeldein. Ist aber schon 4 Jahre her.
Eigentlich hatte ich gedacht, Azoren, das reicht für's Leben, aber nach so einem Bericht ... :wink:

Paradies, es warten wirklich noch schöne Inseln: Flores, wo wir die Westküste von Süden nach Norden hochgewandert sind mit Flussüberquerungen, Höhenanstiegen bis 400 m. Und dann nach 4 - 5 Std. das erste Bier :drink:
Oder Pico, wo wir bei der Besteigung des Pico (ohne Führer) kurz vor dem Gipfel vom dichten Nebel überrascht wurden und uns dann völlig verlaufen haben und erst nach Stunden die ersten Menschen wieder gesehen haben, die uns dann weitergeholfen haben.
Natürlich Faial, wo alleine Millionen von Hortensien die Straßen- und Felderränder säumen.
und Graciosa, wo auch der leckere trockene Weißwein "Terra do Conde" herkommt :D und, und und

aber Schluss, es war Deine Reise und Dein Bericht :D

LG

boldie
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paradies
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Beitrag von paradies »

Hallo boldie und Harry K.,

nur weiter so, ich sehe das nicht als meinen Bericht, sondern bin der Meinung, dass man schon allen Forumslesern auch mal Alternativen zu den trotzdem traumhaften Seychellen aufzeigen kann. Ich werde jedenfalls hoffentlich in den nächsten Jahren noch mehr von diesen tollen Azoreninseln bereisen.
Wie ich im Bericht schon kurz erwähnt habe, wird mein nächstes Reiseziel Guadeloupe werden. Falls dazu jemand interessante Erfahrungen oder absolute Highlight zu verkünden hat, könnten wir dazu ja vielleicht mal einen eigenen Thread eröffnen. Ich werde dann irgendwann (ca. 20 Wochen nach der Reise :lol: :wink: :lol: :wink: ) auch einen Bericht verfassen.

LG paradies
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boldie
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Beitrag von boldie »

paradies hat geschrieben:Wie ich im Bericht schon kurz erwähnt habe, wird mein nächstes Reiseziel Guadeloupe werden. Falls dazu jemand interessante Erfahrungen oder absolute Highlight zu verkünden hat, könnten wir dazu ja vielleicht mal einen eigenen Thread eröffnen. Ich werde dann irgendwann (ca. 20 Wochen nach der Reise :lol: :wink: :lol: :wink: ) auch einen Bericht verfassen.

LG paradies
Guadeloupe ist - für mich - eine super gute Wahl, tolle Natur und Wandermöglichkeiten auf Basse Terre, schöne Strände, französische/kreolische/indische Küche :D , die beste Infrastruktur in der Karibik (kann man auch negativ sehen), alles Euro, nix mit weiß oder schwarz tauschen, relativ wenig Kriminalität, keine gefährlichen Krankheitserreger .... Für genauere Infos muss ich erst meine Reiseaufzeichnungen suchen und durchlesen.

Und, das ist ein Muss, mindestens 3 - 4 Tage nach Dominika rüberfahren :D :D

LG

boldie
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robhof
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Denn die Habichte waren Bussarde ...

Beitrag von robhof »

Hallo liebe Leute,

da ich gerade dabei bin meine Vorträge für die Azorenreise im Mai 2008 auszuarbeiten, lasse ich Euch gern an einigen interessanten Infos über diese wunderbare Inselgruppe teilhaben. :)

Denn die Habichte waren Bussarde. Der Name Azoren ist dennoch geblieben …


Die Inselgruppe der Azoren (port. açor für Habicht, Ilhas dos Açores für Habichtsinseln) wurde nach einem Vogel benannt, den es dort gar nicht gibt. Die Entdecker der „Habichtsinseln“ erblickten einige Greifvögel und dachten es seien Habichte. Erst später stellte sich der ornithologische Irrtum heraus. Ein erfahrener Ornithologe oder Vogelbeobachter würde zwar einen fliegenden Habicht kaum mit einem Bussard verwechseln, doch einem Laien könnte es durchaus passieren und die frühen Seefahrer waren wohl selten ausgesprochene Vogelexperten. Außerdem war der Fehler nicht übermäßig groß, zählen doch beide Arten zur Familie der Habichtartigen (Accipitridae).

Bild
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:North ... _ad_M2.jpg Habicht

Bild Flagge der Azoren: Der Greifvogel ist geblieben ...

Nach der :arrow: Checklist of the birds of the Azores (http://azores.seawatching.net/index.php?page=list) kommt der Habicht (Accipiter gentilis) auf den Azoren nicht vor. Von den Bussarden (Gattung Buteo) werden hingegen zwei Arten beobachtet: :arrow: Eine Unterart des Mäusebussards, der Azorenmäusebussard (Buteo buteo rotschildi) und :arrow: der Rauhfußbussard (Buteo lagopus).

Der Mäusebussard stand auf den Azoren lange Zeit unter erheblichem Jagddruck und seine Bestände gingen stark zurück. Er wurde als Hühnerdieb bekämpft und war außerdem bei den Inselbewohnern als Trophäe begehrt. Noch heute ziert er in Adlerpose mit ausgebreiteten Schwingen manches azoreanische Wohnzimmer.

Wer sich über die Vögel der Azoren genau informieren möchte, findet unter
:arrow: http://azores.seawatching.net/index.php
viele zuverlässige Informationen. Auch die seltenen Besucher und Irrgäste sind unter
:arrow: http://azores.seawatching.net/index.php ... data&id=-1 aufgelistet.

Für jene, die lernen wollen Bussarde und Habichte genau zu unterscheiden
Bussarde (Buteo) http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4usebussard
Bussardartige (Buteoninae)
Habichtartige (Accipitridae)
Greifvögel (Falconiformes)

Habicht http://de.wikipedia.org/wiki/Habicht_(Art)
Habichte und Sperber (Accipiter)
Habichtartige (Accipitridae)
Greifvögel (Falconiformes)

Bild
Buteo_buteo_5_(Marek_Szczepanek).jpg Mäusebussard (Buteo buteo)


Die Unterarten des Mäusebussards

The western buteo group are mainly resident or short-distance migrants. They are:

* Buteo buteo buteo: most of Europe
* B. b. rothschildi: Azores
* B. b. insularum: Canary Islands
* B. b. arrigonii: Corsica and Sardinia
* B. b. menetriesi: Caucasus
* B. b. harterti: Madeira, doubtfully distinct from nominate buteo

The eastern vulpinus group includes

* B. b. vulpinus (Steppe Buzzard): Eurasia: migrant breeder
* B. b. japonicus: Japan: resident
* B. b. trizonatus (Forest Buzzard): South Africa: resident

Two resident forms of islands close to Africa are often assigned to the first group, but appear to be distinct species more closely related to the African Long-legged Buzzard, based on biogeography and preliminary mtDNA cytochrome b sequence data (Clouet & Wink 2000):

* Buteo (buteo) bannermani (Cape Verde Buzzard): Cape Verde Islands
* Buteo (buteo) socotrae (Socotra Buzzard): Socotra
Die ... Begeisterung, die wir beim Betrachten der Natur empfinden, ist eine Erinnerung an die Zeit, da wir Tiere, Bäume, Blumen und Erde waren ... Leo N. Tolstoi

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robhof
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Die Azoren und der Atlantik ...

Beitrag von robhof »

Die Azoren und der Atlantik: als Geschwister untrennbar verbunden


Den Atlantik würde und könnte es auch ohne die Azoren geben, nicht aber die Azoren ohne den Atlantik. Die Inselgruppe „im Herzen des Atlantischen Ozeans“ ist ein Kind des Atlantiks, genauer gesagt sind beide eigentlich „Geschwister“, denn sie haben einen gemeinsamen Vater: den Mittelozeanischen Rücken, der von Süd nach Nord den gesamten Ozean durchzieht und daher den Namen Mittelatlantischer Rücken trägt.

Bild

Bild

Im Wesentlichen gibt es in den Ozeanen dieser Erde drei Arten von Inseln und Inselgruppen. Die erste Kategorie verdankt ihre Existenz kontinentalen Landmassen, die anderen beiden dem Ozean. Kontinentale Inseln (z. B. die Seychellen) sind Bruchstücke größerer Kontinentalmassen, und Koralleninseln (z. B. die Malediven) wurden durch Lebewesen – vor allem riffbildenden Steinkorallen – erbaut. Vulkaninseln und -archipele schließlich sind durch Vulkanismus aus dem Meer entstanden. Die vielleicht bekanntesten vulkanischen Inselgruppen der Welt sind Galápagos und Hawai, doch nicht weniger bemerkenswert sind die Azoren.

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Warum liegen die Azoren ausgerechnet dort, wo sie sich befinden?

Die Azoren liegen westlich von Europa auf der Höhe der Iberischen Halbinsel auf der nördlichen Hälfte des Mittelatlantischen Rückens, allerdings nicht direkt auf der Rückenachse, sondern etwas nach Osten – also in Richtung Europa – versetzt. Nicht zufällig sind die Azoren ausgerechnet hier aus dem Atlantik entwachsen, denn hier erstreckt sich am Meeresgrund eine massive tektonische Störungszone, eine gewaltige Bruchlinie der Erdkruste. Die Inseln sind in einer Reihe stetig wiederkehrender Vulkanausbrüche entstanden. Die Störung ist die tatsächliche Grenze zwischen der Eurasischen und der Afrikanischen Platte, die aus dem Mittelmeerraum kommend genau im Bereich der Azoren auf den Mittelatlantischen Rücken trifft. Die nordamerikanische, eurasische und afrikanische Platte treffen ungefähr 170 km nordwestlich von der Azoreninsel Faial aufeinander.

Bild
Bild An einer besonderen Stelle dieser Erde kann man tatsächlich direkt beobachten, wie so eine Plattengrenze aussieht. Bridge between continents in Reykjanes peninsula, southwest Iceland across the Alfagja rift valley, the boundary of the Eurasian and North American continental tectonic plates.

Die Azoren sind tektonisch/geologisch gesehen gar nicht so einheitlich, wie es aussieht. Sie liegen – wenn man es so definieren will - nicht einmal auf dem gleichen Kontinent, sondern gleich auf zwei verschiedenen (und zusätzlich auf einer Mikroplatte), aufgeteilt zwischen Europa, Afrika und Amerika. Wie ist das möglich?

Die Antwort liefert die besondere Position an einem Kreuzungspunkt von tektonischen Platten. Die Plattengrenze direkt am Mittelaltlantischen Rücken ist eine so genannte konstruktive Grenze, eine wo die Platten divergieren, auseinanderdriften und wo durch seafloor-spreading neue ozeanische Kruste entsteht. Punkte auf beiden Seiten des Rückens driften also mit der Zeit auseinander. Die Linie der Störung zwischen Nord und Süd ist hingegen eine konservative Plattengrenze: hier entsteht weder neue ozeanische Kruste noch wird sie durch Subduktion verschluckt. Zwei Platten vollführen an solchen Plattengrenzen und Störungen eine transforme Bewegung, sie bewegen sich aneinander vorbei. Es ist nahe liegend, dass sich an solchen Linien häufig Erdbeben entladen. Auch die Inselgruppe wird daher regelmäßig von Erdbeben heimgesucht (im Schnitt gibt es alle zehn Jahre ein stärkeres Erdbeben, alle 100 Jahre bricht ein Vulkan aus. Die Inselgruppe ist heute mit einem Frühwarnsystem für Erdbeben ausgestattet).Genau entlang dieser Störungszone werden nämlich durch Seitenverschiebungen unterschiedliche Ausdehnungsgeschwindigkeiten des nördlichen und des mittleren Atlantiks kompensiert. Die Ausdehnungsrate beträgt nördlich der Störung rund 1,8 cm/Jahr, südlich davon rund 3 cm/Jahr.

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Faial, Pico, Sao Jorge, Graciosa und Terceira liegen auf dieser Transversalstörung. Flores und Corvo sind Teil der Nordamerikanischen Platte und wandern nach Westen, Sao Miguel und die anderen Inseln sind Teil der Eurasischen Platte. Santa Maria liegt auf einer eigenen kleinen Azoren-Mikroplatte. Sie ist mit etwa 80 Jahren. die älteste Insel des Archipels und liegt am weitesten vom Mittelatlantischen Rücken entfernt. Pico im Zentrum ist die jüngste Insel. Auf Sao Miguel sind die ältesten Basalt-Gesteine, die mit ca. 4,2 Millionen Jahren datiert werden. Die Erde der gesamten Region ist auch heute noch aktiv. Allein im 20. Jahrhundert zählte man neun Vulkanausbrüche. Die meisten davon ereigneten sich allerdings im Meer.

Bild
:lam:

Bild Ganz schön was los, an so einem Mittelozeanischen Rücken ... : Active volcanic centers at slow-spreading mid-ocean ridges are discontinuous and consist of very small coalesced seamounts. Smith and Cann (1990) found a minimum of 481 seamounts along a 500 mile (800 km) segment of the Mid-Atlantic Ridge. The seamounts range from 150-1,800 feet (50-600 m) in height. Most are about 180 feet (60 m high). Smith and Cann (1992) used bathymetric data to construct this map of volcanoes on the Mid-Atlantic Ridge. Seamounts range in shape from pointy to flat-topped cones. Older volcanoes and flows shown in darker grays. Fissures not shown.

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Der Atlantik und seine kulturhistorische Geburt: Woher stamm

Beitrag von robhof »

Der Atlantik und seine kulturhistorische Geburt: Woher stammt der Name Atlantik für den Ozean zwischen der Alten und Neuen Welt?


Die Bilder und Vorstellungen sind uralt, und spannend ist die Spurensuche nach den Wurzeln des Atlantiks … Wir beginnen bei Homer, obwohl die Vorstellungen wohl noch wesentlich älter sind.
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Homer ist der erste namentlich bekannte Dichter der griechischen Antike. Er lebte vermutlich gegen Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. in den von Griechen kolonisierten Gebieten Kleinasiens und gilt als Schöpfer der ältesten Werke der abendländischen Literatur: der Ilias, der Odyssee und der Homerischen Hymnen. Auf Homer geht die Vorstellung der oikumene zurück, die „Weltinsel“ des eurasischen Kontinents und Afrikas, umgeben von okeanos, dem Weltmeer. Okeanos (Sohn des Himmelsgottes Uranos und der Erdgöttin Gaia) war zugleich eine mythologische Gestalt und Vater aller Qulellen, Flüsse und Meere.

Die Vorstellung von einer Weltinsel inmitten des Okeanos dominierte lange Zeit das Weltbild der alten Welt. Einen Atlantischen Ozean im engeren bzw. heutigen Sinn hat es in dieser Vorstellung noch nicht gegeben (vorausgesetzt manche Mystiker, Phantasten, Esoteriker und sogar Historiker behalten nicht recht, wenn sie an eine frühe Verbindung zwischen der Alten und der Neuen Welt glauben; nur ein Beispiel für ihre Argumente sind die Pyramiden auf beiden Seiten des Atlantiks).

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Dennoch kannte schon die griechische und römische Antike die Bezeichnung „mare atlanticum“. Darunter verstand man aber nur einen ganz kleinen Teil dessen, was heute Atlantik heißt, speziell die Gewässer vor der marokkanischen Atlantikküste. Das diese Gewässer „hinter dem Atlas“ liegen, ist der Name - wie wir noch später sehen werden - letztlich dem gesamten Ozean erhalten geblieben. Aber dorthin war es noch ein langer Weg, der zwei Jahrtausende oder länger gedauert hat.

Eine räumliche, realistische Vorstellung vom „Atlantik“ konnte es vor der Entdeckung Amerikas und den ersten halbwegs realistischen Weltkarten nicht geben. Was es aber – zumindest zeitweise und bei manchen Denkern – gegeben hat, war die Vorstellung eines globalen, allumfassenden Weltmeeres, das alle heutigen Ozeane umfasste. Eratosthenes von Kyrene (* ca. 284 v. Chr. in Kyrene; † 202 v. Chr. in Alexandria), der „Vater der Geographie“, nannte auf seiner Karte alle Ozeane rund um die oikumene Atlantischer Ozean.

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In diesem Sinn war die Bezeichnung Atlantischer Ozean ein Synonym für das (globale) Weltmeer. Doch nach Eratosthenes hat es bei vielen verschiedenen Autoren und auf vielen Karten noch Jahrhunderte eine ziemliche babylonische Sprachverwirrung in Bezug auf die Benennung des Atlantiks gegeben (erst 1893 wurde „Atlantik“ definitiv und generell der offizielle Name für diesen Ozean).


Bild nach © Jürgen Heyn 2001. Der Grieche ERATOSTHENES zeichnete vor 2200 Jahren eine Erdkarte, die Irland, Thule und die britische Insel sowie Indien bis zum Ganges einbezieht. Er berechnete den Umfang der Erde fast genau mit 39 816 km und stellte das Zentrum der hellenistischen Verschmelzung griechischer und asiatischer Kultur (Medien) in den Mittelpunkt seiner Erdkarte. Die frühesten Karten zeigten die unmittelbare Umgebung des Ortes, an dem sie entstanden. Immer weiter drang der Forschergeist in die unbekannte weitere Umgebung vor, ziemlich gleichmäßig in alle Himmelsrichtungen. So blieb die eigene Heimat stets im Mittelpunkt des sich beständig erweiternden geographischen Weltbildes. Bald nach der Zeitwende trat dann an die Stelle dieser naiven Selbstbezogenheit des Weltbildes das bewußte In-den-Mittelpunkt-stellen des eigenen Lebensraumes. Letzter Ausdruck dieser ideologischen Geographie ist Mercators noch heute gebräuchliche Erdkarte. Aber ihre Verzerrung der Proportionen zugunsten Europas und des vom 'weißen Manne' bewohnten nördlichsten Erddrittels ist nun unhaltbar geworden. Unser Zeitalter der Wissenschaft verlangt eine objektive Weltkarte, auf der alle Länder der Erde in einer ihrer tätsächlichen Größe und Lage entsprechenden Weise zur Darstellung gelangen.

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Bild Eratosthenes of Cyrene (c. 276 BC Cyrene – c. 194 BC Alexandria ), a friend of Archimedes of Syracuse, lived in Alexandria. He was born in Cyrene, a place in Libya which is called today Shahhat. He worked on geometry and prime numbers. He was a director of the great Library of Alexandria. He is best remembered for his prime number sieve which, in modified form, is still an important tool in number theory research. Eratosthenes measured the tilt of the Earth's axis with great accuracy and compiled a star catalogue containing 675 stars (now lost); he suggested that a leap day be added every fourth year and tried to construct an accurately-dated history. He became blind in his old age and is said to have committed suicide by starvation, like Democrit. Eratosthenes came to Alexandria from Athens to be the chief librarian of Ptolemy Euergetes. He was not merely an astronomer and a geographer, but a poet and grammarian as well. His contemporaries jestingly called him Beta the Second, because he was said through the universality of his attainments to be "a second Plato" in philosophy, "a second Thales" in astronomy, and so on throughout the list. For the same reason he was called a Pentathlos which means and athlete in five disciplines. We know indirect what he did by Strabo and Cleomedes who wrote 150-200 years later about Eratosthenes.

Die Spanier bezeichneten den Nordatlantik beispielsweise lange Zeit als Mar del Nort (damit war nicht die Nordsee gemeint), den Südatlantik oceanus aethiopicus.

Der britische Astronom Edmond Halley (* 8. November 1656 in Haggerston bei London; † 14. Januar 1742 in Greenwich), Astronom, Mathematiker, Kartograph, Geophysiker und Meteorologe, verwendete auf seiner Karte gleich drei Namen für den Atlantik (Nord nach Süd): North Sea, Atlantick Ocean und Aethiopic Ocean.

Mit dem berühmten Gerhard Mercator (eigentlich Gerard De Kremer, latinisiert: Gerardus Mercator, * 5. März 1512 in Rupelmonde, Flandern; † 2. Dezember 1594 in Duisburg, Mathematiker, Geograph, Philosoph, Theologe und Kartograf, der schon zu Lebzeiten als der Ptolemäus seiner Zeit angesehen wurde) erhielt der Name Atlantischer Ozean noch mehr Gewicht.
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Er etablierte sich allmählich – und parallel zum Namen „Amerika“ für den neuen Kontinent. Doch verwendete Mercator den Namen Atlantischer Ozean lediglich für die nördliche Hälfte des Ozeans. Mercator prägte die Geographie und Kartographie für Jahrhunderte bis heute.

Dass alle frühen Projektion auf Landkarten irreführend waren, einschließlich jene von Mercator, ist hier dargestellt:
http://www.fnz.at/fnz/forum/phpBB2/view ... =4445#4445

Varenius: ein entscheidender Vater des Namens ...
Bernhard Varen, lat. Bernhardus Varenius (* 1622 in Hitzacker, Hannover; † 1650/51 in Leiden, Niederlande) kommt große Bedeutung zu bei der Sammlung geographischen Wissens im Europa des 17. Jahrhunderts zu. Seine Lehre der allgemeinen Geographie setzte über ein Jahrhundert den akzeptierten wissenschaftlichen Standard.
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Er sprach 1650 in seiner „Geographia generalis“ vom „Atlantik“, so, wie wir das Wort heute kennen und verwenden – für den Ozean zwischen Afrika und Europa im Osten und den beiden amerikanischen Kontinenten im Westen. Varen führte auch die Unterteilung in Nord- und Südatlantik ein, wobei die Grenze logischerweise direkt durch den Äquator gebildet wird. Dennoch hat es noch weitere 200 Jahre gedauert, bis dieser Name offiziell wurde.

Die definitive Geburt des Namens des Namens ...
Die Londoner Geographische Gesellschaft hat 1845 eine Kommission eingesetzt, die sich mit dieser Frage beschäftigte. Und wie es so Kommissionen an sich haben, hat es fast 50 Jahre gedauert, bis das Ergebnis auch definitiv besiegelt wurde. So überraschend es auch klingt: Die offizielle, allgemein und international akzeptierte Bezeichnung „Atlantik“ für diesen Ozean ist erst etwas mehr als 100 Jahre alt!

Fragen über Fragen: Warum aber überhaupt Atlantik? Und wie hängt das mit dem sagenumwobenen Land Atlantis zusammen?

http://de.wikipedia.org/wiki/Atlasgebirge
http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantik

… und das ist noch nicht alles. Ein Buch mit Karten wird Atlas genannt, in der Mehrzahl Atlanten, dann haben wir noch das nordafrikanische Gebirge Atlas und der altgriechischen Gott … Atlas ist eben ein Wort mit vielen verschiedenen Bedeutungen, die zwar nicht alle einen gemeinsamen Ursprung haben, viele von ihnen aber doch. Aus welchem leitet sich aber der Name des Ozeans ab?

Am Anfang dieser Namensgebung stand wohl der griechische Gott und das mit ihm untrennbar verbundene Gebirge.
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Dieses Gebirge im Norden Afrikas, auf dem nach mythologischen Vorstellungen der Himmel ruhte, ist letztlich Namensgeber für den Atlantik, womit wie bereits dargestellt – zeitweise das gesamte Weltmeer bezeichnet wurde. Hinter dem „Atlas" bzw. dem „Atlasgebirge" breitet sich eben der „Atlantik", der „Atlantische Ozean" aus – eine logische Ableitung.

Die Griechen sahen in der Gegend des Atlasbegirges den Ort, an dem das Himmelsgewölbe seine Verankerung auf der Erde hat und „Atlas" seine Wohnstatt hat. Es gibt sogar eine Schilderung in Ovid's Metamorphosen, in der die Wandlung des Gottes „Atlas" in das „Atlasgebirge" beschrieben wird. Und da die Titanen nach griechischer Vorstellung jenseits des großen Ozeans im Westen wohnten, nannten sie das Meer hinter dem Atlas „atlantikon pélagos" bzw. „atlantiké thálassa", dazu die lateinische Entsprechung: „atlanticum mare“). Daraus ist in allen anderen Sprachen der „Atlantische Ozean“ und zum der „Atlantik“ entstanden.

Und natürlich hängt auch das sagenumwobene Atlantis mit Atlas und dem danach benannten Meer zusammen. Die Phantasieinsel wurde erstmals von Platon (427-347 v. Chr.) erwähnt und soll im „Atlantik" gelegen haben. Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantis. Bis heute beschäftigt sich eine riesige „Esoterikindustrie“ mit der Suche danach und es gibt auf diesem Planeten kaum noch einen Ort, der von Fantasten nicht als Atlantis identifiziert worden ist…

Eine weitere Übertragung der Wortwurzel erschließt sich aus der Göttergestalt als Vorbild für die Figur Atlant, der Gebäudeteile auf Kopf oder Schultern trägt. Karyatiden dagegen, wie sie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts Hauseingängen als Schmuck dienten, tragen ihre Last auf dem Nacken. Atlas heißt auch der obere Halswirbel, der solcherart belastet den Kopf auf den Schultern trägt. Letztlich geht NATO und „atlantische Partnerschaft“ als Militärbündnis auch auf den Namen des Ozeans zurück. Das arabische Wort „atlas“ schließlich hat mit all dem nichts zu tun; es bedeutet kahl, glatt und ist deshalb Bezeichnung für einen glänzenden Seidenstoff, der je nach Seite nur Kette oder Schuss sichtbar werden lässt.
Die ... Begeisterung, die wir beim Betrachten der Natur empfinden, ist eine Erinnerung an die Zeit, da wir Tiere, Bäume, Blumen und Erde waren ... Leo N. Tolstoi

Robert, Salzburg
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Beitrag von Harry K. »

Vielen Dank, Robert! :D

Gruß,
Harry
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