Reisebericht Seychellen April 2007 - da isser nun

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jürgen hüfner
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Reisebericht Seychellen April 2007 - da isser nun

Beitrag von jürgen hüfner »

Reisebericht Seychellen 2007


Kurz zu mir:
Ich bin Amateurfotograf und wollte mal 10 Tage einfach vom Beruf abschalten und fotografieren gehen.
Und da ich Felsen liebe und immer wieder von Seychellenbildern fasziniert war, hab ich einfach gebucht.
Viel Spaß!
Bilder unter http://www.juergen-huefner.de

Tag 1 - Anreise

Nachdem ich 6 Stunden von Frankfurt nach Dubai im Flugzeug schon nicht schlafen konnte (ich nutzte die Zeit um mir mehrere Filme anzusehen, die von Emirate Airlines angeboten wurden) kam ich also morgens ziemlich geplättet in Dubai an.
Aus den geplanten 3 Stunden Wartezeit zum Anschlußflug nach Mahé wurden dann leider 6. Also legte ich mich am Flughafen irgendwo in eine Ecke und schlief etwas.

Der Weiterflug ging zunächst 4 Stunden nach Mahé, wo ich am Abend kurz vor Sonnenuntergang schließlich ankam.
Die Wärme und hohe Luftfeuchte war mir zwar schon vorher bewußt, aber das war der Hammer.
Also stand ich da und transpirierte - noch nach europäischen Bedürfnissen gekleidet, übelst vor mich hin.

Der Weiterflug auf Praslin ging angenehm schnell mit einer kleinen Propellermaschine der Seychelles Airlines
(der immerhin kleinsten Fluggesellschaft der Welt).

Auf Praslin stand schon ein Busfahrer für mich bereit, der mich sogleich in mein Hotel fuhr.

Nachdem alle Formalitäten geregelt waren rief ich zunächst Zuhause an und gab Bescheid daß ich angekommen war.
Die Kids waren noch auf - klar - hier ist ja plus 2 Stunden und die Sonne geht hier schon um 18 Uhr unter.

Die Tag- und Nachtgleiche hier in Äquatornähe fand ich ja anfangs etwas unschön - verpasst man doch ne Menge Zeit in der Nacht.

Aber diese Einsicht änderte sich, als ich nächtens noch mal auf Tuchfühlung mit dem Strand gehen wollte.
Mit abgespeckter Fotoausrüstung und Taschenlampe ging ich mich also dem Indischen Ozean vorstellen.

Und wie war das geil.
Der Mond schien, und würde mir auch die nächsten Tage brav leuchten.

Und in dieser monderhellten Nacht, mit den Füßen im warmen indischen Ozean, fühlte ich mich plötzlich ganz glücklich.

Genau gegenüber von "meinem" Strand (Anse Volbert) befand sich das kleine Inselchen Chauve Souris!
Da wollt ich sowieso unbedingt mal hin.

Ich lief lange an der Coté D´or entlang und freute mich über die schöne nächtliche Szenerie:
Wolken, Sterne, Mond und die Lichter der Hotels und Hüttchen die am Strand leuchteten.


Gelegentlich huschte ein Schatten über den Strand - und dann sah ich meinen ersten Flughund.

Die Stimmung lässt sich nicht beschreiben. Es ist einfach eine andere Welt.

Mit vielen neuen Eindrücken ging ich nach Hause, erstmal kalt duschen und schlafen.

Klar war, daß ich den Sonnenaufgang nicht verpassen durfte.
Daher stellte ich meinen Wecker.

Tag 2:

Zunächst mal musste ich feststellen, daß sich Ameisen über meine Erdnüsse hergemacht haben.
Die Sorte war aber angenehm winzig und daher entfernte ich die Erdnüsse und ließ die Ameisen friedlich von dannen ziehen.

Nun ging es links am Strand weiter bis die ersten Felsen kamen.
Meine nächtliche Erkundung hatte mir schon genug Motive geliefert, so daß ich nicht lange suchen musste.

Die Sonne kam und mit ihr die Hitze. Und das am frühen Morgen.
Ich schwitzte wieder was nur ging.


Zurück im Hotel duschte ich zunächst um dann einigermassen gepflegt zum Frühstück zu erscheinen,
das recht annehmbar war.

Es gab dort sogar so eine Art Durchlauf-toaster - vorne steckte man den Toast auf eine Art Fließband und unten fiel er getoastet raus.
Coole Sache.

Wieder im Zimmer bemerkte ich, daß die Ameisen sich schon wieder am veränderten Standort meiner Erdnüsse zu schaffen machten.
Die friedliche Koexistenz mit dem Ameisenvolk war nun nicht länger tragbar und der Genozid unvermeidlich.

Dann war erstmal Schnorcheln angesagt.
Außer im kalten Schöngrundsee bei Pottenstein war ich im Leben noch nie schnorcheln.

Also gings mal los. Ich wollte hinüber zu dem Inselchen (Chauve souris).
Die ersten Fische glotzten mir durch die Brille. Darunter waren sogar See-aale, soweit ich die zuverlässig bestimmen kann.

Hinter Chauve Souris Island war eine kleine Felsinsel, unbewachsen und unbewohnt.

Dort ließ ich mich nieder und freute mich der Dinge.
Barfuß zwischen den riesigen Felsen herumkletternd fühlte ich mich wie in ein Myst- Adventure versetzt.
Ich fühlte mich wie im Paradies.

Weiter gings nun mit Schnorcheln.
Der Fischreichtum war beachtlich, hier und da war sogar ein Papageienfisch oder Drückerfisch zu sehen.
Die größten waren so ca. 40 - 50 cm groß.
Seeigel von beachtlicher Größe und mit Stacheln, die man lieber nicht im Fuß stecken haben will, waren alle paar Meter zu sehen.

Zurück am Strand war ich erstmal platt - und schwitzte wieder wie ein Schwein.

Die Dusche wird wohl derer Tage mein bester Freund.


Die Mittagszeit verbringe ich heute im klimatisierten Hotelzimmer (besser is das).
Da geh ich lieber wieder nachts raus.


Bei einer kleinen Erkundung rund um die Hotelanlage wurde mir klar, daß außerhalb der normalen Wege hier auf der Insel überhaupt nix geht.

Zum einen bräuchte man neber der Machete am besten gleich noch ne Motorsäge und - vor allen Dingen - hängen alle 2 Meter RIESIGE Spinnen (bis 10 cm) in ihren
Netzen und warten nur auf so arme Arachnophobiker wie mich.

Vorhin rief ich Peter Kis Kalóz an, dem hier scheinbar eines der interessantesten Häuser gehört - und das genau oberhalb des Hotels.
Morgen früh will er mich besuchen kommen - mal sehen was geht.

La Digue, mein Traumziel, liegt in greifbarer Nähe - ich bin überzeugt, daß die Insel in einer schönen Mondnacht noch schöner aussieht.

Ich werde da auf jeden Fall bald sein.


Am späten Nachmittag ging ich die Straße nordwärts, wo ich nach ca. 30 min Marsch auf die Anse Posession oder so stieß.
Da gerade Flut war, gab es nicht viel Strand und mich interssierten ohnehin mehr die Felsen.

Ich fand ein paar riesige Brocken und bei näherer Betrachtung fand ich eine Art Raum zwischen den Felsen der auf mich sowas von einladend wirkte, dass ich mich dort einnistete und den ganzen Nachmittag blieb.

Hinter den Felsen war ich vom Rest der Zivilisation völlig abgeschottet und ich genoss es, nackt in einer schattigen Felsspalte zu liegen und mich vom Ozean kühlen zu lassen.

Nachdem ich die Felsen noch von allen Seiten fotografiert habe, gings wieder zurück.

Am Abend war ich so platt, dass mit Fotografieren bei Nacht nix mehr ging.

Ich schlief fest und ignorierte selbst den Wecker, den ich diesmal noch früher gestellt hatte.


Tag 3:

Nach dem Frühstück rief ich Peter an, der nach 5 min auch schon da war.
Ihm gehört ein Haus im Hang direkt über meinem Hotel (Berjaya Praslin Beach) und er lud mich sofort zu sich ein.

Nach schweißtreibenden 10 min Anstieg kippte ich fast aus den Latschen - wegen des absolut genialen Anblickes, der sich mir bot.

Peter hat wahrscheinlich das genialste Haus auf ganz Praslin.
Die Aussicht könnte besser nicht sein.
Er erwies sich zudem als außerordentlich gastfreundlich.
Er ist vor 7 Jahren als Tourist aus Ungarn hier her gekommen und lebt seither hier.

In seinem "Schlafzimmer", das im Giebel liegt und komplett fensterlos (eigentlich wandlos) offen ist (waaaaahnsinn!), konnte ich ein paar Fotos auf die Fotocommunity hochladen um ein kleines Lebenszeichen loszuwerden.


Ich verlies ihn wieder um den Nachmittag nochmal schnorchelnderweise zu verbringen.
Auf dem Weg zum Strand sprach mich Marcel an, ein Kreole, der "Boat-Taxi" anbietet.

So ging es diesmal zum Schnorcheln auf St. Piere, eine kleine Felseninsel vor der Küste.


Wir machten aus, daß er mich in 2 Std. wieder abholt.

Ich erkundete zunächst, fotografierte und checkte die Lage.
Dann versteckte ich die Cam, obwohl nur ein Pärchen Schnorchler hier war (aber man weiß ja nie) und ging selbst auf eine Schnorcheltour um die Insel herum.

Die Fische waren hier schon um einiges größer als gestern.

Einmal stand ein Fisch, der verdächtig nach Barracuda aussah, neben mir mit ca. 1m Länge.

Dann sah ich einen Fisch mit einer seltsamen Beule auf der Stirn, der beinahe meine Größe hatte.. (!)
(nachträgliche Anmerkung: das war ein Napoleonfisch)

Ganz wohl war mir jedenfalls nicht, das Wasser war stellenweise gut 6 m tief.

Dann sah ich eine Meeresschildkröte - ca. 80 cm lang.

Ich habe Schildkröten bislang nicht als gefährlich eingestuft, aber als das Vieh immer näher kam und mit ihrem komischen Schnabel (der irgendwie so aussieht, als ob er kräftig zubeißen könnte)
nach meinem Arm schnappte, war mir doch ein wenig unwohl.

Ich musste mir die Kröte ständig schiebenderweise vom Leibe halten. Schließlich zog sie weiter und ich schaute ihr noch etwas nach.


Nachdem mir Peter ja erzähl hatte, daß hier schon große Hammerhaie gesichtet wurden, schaute ich mich ständig um und war eigentlich ganz froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Hier war es fast ein wenig grenzwertig, ganz alleine unterwegs zu sein.


Ich packte mein Schnorchelzeug weg und umrundete die Insel zu Fuß, was teilweise halsbrecherisch und nicht ungefährlich war, aber ich vertraute in meine Fähigkeiten und in den Grip meiner Sandalen.

Nachdem ich die Insel umrundet hatte, kam auch schon Marcel, der mich zurückbrachte.

Wir verabredeten uns auf Morgen um 11 wo er mich nach La Digue bringen wird - das erspart mir die Busfahrt nach Baie St. Anne und kostet nicht nennenswert mehr als wie mit der Fähre.
Meine Absicht, die Nacht am Strand zu verbringen fand Peter übrigens bedenkenlos - ganz im Gegensatz zur Südumrundung.

Mal sehen was geht.


Am Abend bin ich dann hoch zu Peter und wir verbrachten den Sonnenuntergang und die junge Nacht zusammen mit Fachsimpeln über Fotografie und die Natur der Seychellen.

Tag 4:

Erstmal auspennen, bei dem was vor mir liegt.

Marcel kam zur vereinbarten Zeit, wenngleich er eigentlich etwas überrascht aussah, mich zu sehen.

Er fuhr mich auf La Digue, wo es gleich heftig anfing zu regnen.

Vom Hafen lief ich in Richtug Source d`Argent - meinem selbsterklärten Hauptziel auf den Seychellen.
Auf dem Weg dahin streifte ich den "Piratenfriedhof" und das Schildkrötengehege.

Sobald die ersten Felsen kamen, war ich hin und weg.
Diese türmten sich teils über 10 m hoch an der Küste entlang auf und bildeten nette Nischen und Ecken, Höhlen und Spalten...

Ich lief zunächst soweit es ging, da sowieso alles mit Urlaubern besetzt war und Fotografieren hier zunächst kaum möglich war.

Ich entdeckte sogleich den Pfad, der durch den Dschungel hinter den Felsen vorbeiführte, da man bei Flut an diesen nicht vobeikommt.

Immer acht gebend, keine rieeesen Seidenspinne ins Gesicht zu kriegen, gelangte ich schließlich zu nächsten Dead End.
Bei Flut war das also einfach nicht möglich. Und umwaten ging mit meiner ganzen Fotoausrüstung nicht.


Also ging ich zurück, merkte mir schon mal die interessantesten Ecken vor und wartete auf den Sonnenuntergang.

Dabei entdeckte ich ein total zugewachsenes und verlassenes Haus, das irgendjemand sich einmal auf einer Felsengruppe errichtet hat. Innen fand ich einen toten Riesentausendfüßler, die laut Peter giftig sind....

Hier oben war die Aussicht einfach klasse.


Als die Sonne die Felsen in Rot tauchte, und außer ein paar späten Badegästen und Fotografen niemand mehr hier war, gings für mich los.

Nach dem Sonnenuntergang begann die blaue Stunde (die in Äquatornähe allerdings eher kürzer sein dürfte), dann kam die Taschenlampe zum Einsatz und schließlich kam noch der Vollmond wie geplant und erleuchtete mir die Szenerie.

Wieder einmal war das ein unbeschreibliches und sicher unvergessliches Erlebnis.

Als die Ebbe voranschritt entdeckte ich eine ganz neue Dimension und es wurde immer besser.

Schließlich gönnte ich mir eine Auszeit um Mitternacht herum und legte mich in eine ausgewaschene Rinne eines hohen Felsens.

Hier konnte ich mir die Sterne betrachten und die vorbeifliegenden Flughunde beobachten, die lautlos ihre Runden drehten und nur gelegentlich einen Schrei von sich gaben.

Die Wolken zogen vorbei, der Fels wärmte mich von unten (obwohl mir trotz Badehose und Mitternacht immer noch zu warm war.

Ich badete, fotografierte lange weiter und gönnte mir schließlich ca. 2 Std. Schlaf auf dem Felsen, was an sich wenig erholsam war, da Felsen im allgeinen etwas härter als die handelsüblichen Matratzen sind....

3 Stunden vor Sonnenaufgang raffte ich mich auf und zog in Richtung La Union Estate, wo ich den Friedhof bei Nacht nochmal fotografieren wollte.

Ich traf eine Meute Hunde, die aber glücklicherweise vor meiner Lampe und mir davonliefen.

Nachdem ich den Friedhof hinter mich gebracht habe, ging es zunächst zum Hafen und von dort weiter nach Norden.

Meine Füße waren schon wundgerieben vom vielen Sand in den Schuhen, also zog ich sie aus und ging barfuß weiter.

Eigentlich wollte ich den Strand im Norden der Insel aufsuchen.
Da die Navigation unter unbekanntem Sternenhimmel jedoch schwer fiel, landete ich weit im Osten, lief also viel weiter als ich eigentlich wollte.

Ich fand eine Bank, ließ mich dort nieder und schlief sofort ein.

Kurz vor Sonnenaufgang weckte mich ein Hahn, der hinter seinen Hennen her war und ich sah, wo ich war.

Nun hatte ich noch ca. 6 h Zeit, bis Marcel mich am vereinbarten Treffpunkt abholen wollte.

Ich legte mich hinter einem Felsen in den Schatten und konnte kaum abwarten, daß die Zeit rumgeht.
Ich muss gestehen, ich hatte die Nase voll von Sand und Meer und wollte nur noch heim.

Ich war eine Stunde früher am Hafen, falls er ja etwas früher kommen sollte.
Aber er kam nicht früher. Auch nicht um 11.

Nachdem ich noch eine Stunde vergebens gewartet hatte, nahm ich die Fähre und ein Taxi.
Super. Hab mich natürlich aufgeregt. Bin gespannt welche Erklärung da kommt wenn ich ihn sehe.

Daheim hab ich erstmal geduscht und meine Schuhe mit Rei in der Tube ausgewaschen, die gestunken haben wie noch nie.
Daß Schuhe so riechen können, war mir bislang nicht klar ;-)

Ich ging in Richtung Strand um meinen Boot - Taxi - Heini zu suchen und ihn zur Rede zu stellen.
Es wäre nicht sein Boot, er arbeitet nur für jemanden, und derjenige gab ihm das Boot nicht. Sorry. Apologize me.. blabla..
naja..

Ich bearbeitete grob ein paar Bilder auf dem Laptop bis ich vor Müdigkeit erstmal einschlief, gönnte mir später ne Pizza und ging zu Peter wo ich ein paar Bilder ins Netz laden durfte.

Abends bearbeitete ich fast den ganzen Best-of-La-Digue-Rest und fiel dann ins Koma.

Tag 5:

Heute morgen fand ich kein Boot - Taxi, daher fiel Curieuse erst mal aus.
Ich ging zu Peter und machte ein paar Uploads auf meine Homepage.

Peter riet mir, zum Anse Lazio zu gehen und den Tag mit relaxen zu verbringen.

Das tat ich auch, da meine Füße offen waren und laufen sowieso schwer fiel.
Ich bestellte mir ein Taxi auf halb 2 und ließ mich dort hin fahren.
Mit dem Taxi - Guy machte ich aus, daß er mich Nachts (um 18 Uhr wird´s ja dunkel) um 21 Uhr dort wieder holt.

Ich verbachte den Tag also zunächst mit einigen Leuten am Strand, wobei ich mir aber einen einsamen Felsen suchte, auf dem ich mein Gepäck lassen konnte und den ich beim Schnorcheln im Blick hatte.

Dank des üblen Wellengangs und des Nichtvorhandenseins meiner Flossen, die ich zuhause gelassen hatte, saß ich bald wieder auf dem Felsen und relaxte quasi.

Die Flut kam immer höher und ich setzte mich in Bewegung und fotografierte weiter.

Das treib ich bis halb 9, flüchtete dazwischen noch vor 3 Strandhunden mit Sack und Pack ins Wasser, und fuhr mit dem Taxi heim, das zuverlässig kam.
Kurz nachdem ich einstieg kam der Regen. Diesmal hatte ich mal Glück.



Tag 6

Mein Plan war, mir ein Taxi Boat nach Curieuse zu nehmen. Ich traf einen Rastafari der mich in 15 min herbestellte, "because it´s a busy day".
Als ich da war sagte er, ich solle nochmal 15 min warten.
Ich sah ihm 20 min zu, wie er sein Boot fertigmachte um ihn dann sonstwohin wegfahren zu sehen.
Das war mir zu doof. Also ging ich, rief Clifford (mein Taximann von gestern) an und ließ mich zum Vallee de Mai fahren.

Das ist ein Tal mit dichtem Regenwald, durch das ein paar Pfade führen - ein Weltnaturerbe.

Ich hatte 3 Std. Zeit und konnte sämtliche Wege ablaufen. An diesem Tag regnete es ständig - was in einem Regenwald gar nicht so schlecht kommt.
Die Farben waren viel intensiver und die Luft war etwas kühler als sonst.

Ein entlegener Pfad, eine Sackgasse führte nochmals an den Bach im Tal heran, aber die letzten Meter waren von einer rieeesigen Spinne verbaut, die ihr Netz mitten im Weg gebaut hatte.
Ich warf irgendwelche Palmwedel nach ihr und das Netz samt Spinne ging zu Boden - der Weg war frei.

Dennoch blieb ich mit den Beinen an einem Spinnenfaden hängen - und war erschrocken wie fest die Dinger sind.
Ich zog beinahe das Palmblatt hinter mir her.

Außerhalb des Parks ging ich ein Stück die Straße hinunter um an den Wasserfall zu gelangen.
Die Aussicht rechts und links der Straße in den angrenzenden Urwald und die Schlucht durch die der Bach floß war noch eindrucksvoller als der Park selbst.
Dafür musste man sich übelst zugasen lassen von den rußenden Pickup-Trucks und LKW´s, die die Straße hochröhrten.

Clifford kam pünktlich und es ging wieder heimwärts.

Am Abend war wieder Peter - Time.


Tag 7:


Ich traf Marcel, der mich auf La Digue sitzen gelassen hatte und gab ihm nochmal ne Chance indem ich mich auf Curieuse übersetzen ließ.
Am Strand der ehemaligen Leprakranken-Kolonie mit dem Haus des ansässigen Arztes ließ er mich raus.

Der Weg führte mich vorbei an Mangrovenwäldern und tausenden von Krebs-Höhlen (die Art landbewohnender Krebs, die mir schon nachts auf La Digue begegnet ist).
Dann wieder auf Holzstegen durch Sumpfgebiete bis zu einer schönen Bucht, wo kleinere Schiffe anlegten.

Ich hatte noch gut Zeit, also fotografierte ich fleißig, was mir angesichts der außerordentlichen Felsformationen nicht schwer fiel.
Schließlich fand ich eine schlafende Riesenschildkröte unter einem Takamaka-Tree und beschäftigte mich mit ihr.

Ein lustiges Wesen. So behäbig und langsam. Nachdem sie erstmal ausgegähnt hatte, gings ans Fressen.

Mir gelangen ein paar gute Fotos von den Momenten, wo sie grade nach einem Blatt schnappte und darauf herumkaute.

Dann kam Marcel wie vereinbart um mich abzuholen.
Abends war ich wieder bei Peter und versuchte mich in der Nachtfotografie von seinem Balkon aus.

Tag 8:

Ich nahm mir einen Mietwagen und Peter begeleite mich zu Zimbawe, einem Dorf hoch oben in den Bergen mit guter Aussicht auf die Küste.
Er zeigte mir die besten Aussichtspunkte und musste anschließend wieder zu seinen Rottweilerwelpen zurück.

Ich machte also eine Tour über die Insel, fand die großen Felsen am Restaurant Les Rochers und hielt mich dort ein wenig auf.

Den Nachmittag verbrachte ich im klimatisierten Hotelzimmer, da ich schon genug geschwitzt hatte für einen Tag.
Gegen Abend ging es nochmal an die Westküste, wo ich einfach keinen Bock mehr hatte, noch auf den Sonnenuntergang zu warten.
Ich fuhr zurück, aß im Restaurant mal zur Abwechslung Fisch (die machen wirklich erschreckend kleine Portionen) und gönnte mir noch ein Banana - Split, was natürlich mit diesen Mini- Bananen zubereitetet wurde, die es hier überall gibt - und mit Kokos-Eis....(na toll).
Es ging aber einigermaßen.

Tag 9:

Am Morgen war Abreise.
Bus zum Flughafen, Flug nach Mahé (mit guter Sicht!), Transfer zum Hotel.

Das Berjaya Mahe Beach hat seine besten Tage wohl in den 70-ern erlebt, zumindest lässt die Bausubstanz darauf schließen.
Ein typischer Betonbunker aus dieser Zeit jedenfalls.

Ich erkundete die Gegend, wobei ich wieder aufs übelste Schwitzte. (so viel wie ich bisher hier geschwitzt habe, schwitze ich sonst das ganze Jahr nicht)
Ich fand den Weg zum Sauzier - Wasserfall und war begeistert über diesen ruhigen (abgesehen vom Krach des Wasserfalls) Ort und die angehme Kühle des Wassers.
In dem Teich vor dem Wasserfall konnte man sogar schwimmen.

Ich verbachte ca. 2 Std. hier, wobei ich ausgiebig fotografierte, den größten Teil der Zeit aber zwei sich ständig gegenseitig fotografierenden ich-find-mich-noch-sexy-Müttern mit ihren nervenden Bälgern aushielt, die mich sogar von meinem Platz im Schatten vertrieben.

Nachdem die Fratzen endlich weg warten, genoß ich mein Bad im kühlen Teich und am Wasserfall bis die nächsten Touris kamen. Ich bin ja selbst einer. Also was solls. Ich hatte meine Zeit.

Gut erfrischt ging es zurück zum Hotel, wo ich noch ein paar nette Ausblicke auf die kleine Halbinsel "Petite Île" hatte.

Nachdem ich erstmal gepennt hab (die Hitze macht mich immer müde), gammelte ich den Rest des Tages im Zimmer rum, ging abends zum Essen (es gab Büffet) und die Kellnerinnen hatten es sicht zur obersten Pflicht gemacht, alles, was irgendwie benutzt aussieht, sofort wegzuräumen - inclusive Besteck - so daß keiner Gelegenheit hatte, auch nur ein bißchen zu viel zu Essen.
Ich bin froh, nicht die ganze Zeit in diesem Hotel hier verbracht zu haben.

Tag 10:

Das, was ich wirklich nochmal sehen wollte, war die Würgefeige im Botanischen Garten von Mahé. Ich erkundigte mich also nach den Buszeiten und wartete auf meine Abfahrt.

Zurück im Zimmer muß ich sagen, daß das ein schöner Tag war.
Und der lief wie folgt ab:
Ich ging zur Rezeption, kam sofort in den Bus, der allerdings erst eine andere Tour fuhr, um dann weitere Gäste vom Hotel zu holen. So kam ich zu einer kleinen Rundfahrt.
Der Busfahrer ließ mich direkt am botanischen Garten in Victoria raus und ich fing sofort an, das Gelände zu erkunden.
Riesenschildkröten waren nix besonderes mehr, schon gar nicht im Gehege, so suchte ich meinen Ficus - Baum.
Der war wirklich beeindruckend und ich fand sogar noch einen anderen, der noch größer war.

Als ich den Park verließ war mir klar, daß ich jetzt den Bus nehmen muss. Der kam auch gerade angefahren und ich sprang mit rein.
Der Busfahrer war allerdings etwas genervt, da ich mit "Grand Anse" nicht viel anfangen konnte.
Ich fuhr also einfach mal mit, neugierig wohin die Reise ging.

Der Bus fuhr offenbar um die ganze Insel rum und so kam ich für 3 Rupees (etwa 50 ct.) zu einer weiteren Erkundungsrundfahrt.
Irgendwann hörte ich was von Takamaka und stieg aus.

Ich hatte also den Takamaka - Strand erreicht, nachdem ich um die Südküste herumgekurvt war.

Hier hielt ich mich eine Weile zwischen den Felsen auf und beobachtete die Krebse, die einem recht nahe kamen, wenn man still saß.
Ich wusste nicht, daß sie sogar springen können, einer sprang ca. 30 cm von einem Felsen auf den nächsten.

Die kleinen Fischchen, die mich an Schlammspringer erinnerten (vielleicht warens ja welche) sprangen auch ganz gezielt von Fels zu Fels - beeindruckend.

Ich machte mich dann auf den Rückweg, unwissend, wie ich heimkommen sollte...
Ich traf ein deutsches Ehepaar die selbst mit dem Bus hier waren und entschied mich im Verlauf des Gesprächs zu trampen.
Da kam auch schon ein Pickup und ich hielt den Daumen raus damit er mich up-picken konnte.

Der hielt auch gleich - so muss Trampen sein.

Drinnen saßen 3 Jungs beim Feierabendbier, nicht älter als 25.
Wir fuhren ne Weile die Küste entlang, dann fuhren sie den einen Kerl heim, dann wieder weiter die Küste lang.
Bier war alle, also ging es zum nächsten Laden. Sie fragen, ob ich eines mittrinken will, also zog ich meine letzen 25 Rupees aus der Tasche und gab einen aus.
Mit einem EKU aus good old Bavaria (fand ich ja schon witzig) in der Hand ging die Reise weiter.

Der Fahrer, Guiliano, erwies sich als außerordentlich nett und fragte, ob ich zum Fotografieren hier sei.
Er meinte, er könne mir ein paar nette Stellen zeigen, wenn ich wollte.

Gesagt, getan - wir fuhren in die Berge, wo wir 2 x stoppten - ein mal wegen der Aussicht auf mein Hotel und die vorgelagerten Inseln, und ein mal um mir bei der Tea Factory einen Teestrauch zu pflücken.

Dann gings zu einem Hammer - Aussichtspunkt wo im 18. Jhd. mal eine Siedlung war. Misson Lodge.
Ich kam mir eine wenig vor wie auf dieser Inkastadt in Mexiko.
Auf dem Rückweg bekam ich noch etwas, das wie "Cinnamon" klang, aber anstonsten nicht nach Zimt aussah, und "Citronelle", aus dem man Tee kocht, vom Beifahrer gerupft.

Er fuhr mich noch zum Hotel, wir tauschten E-Mail Adressen, er bot mir an, nächstes Mal ne Menge für mich zu organisieren und es war einfach nur nett.
Einen besseren Chauffeur und Tagesausklang hätte ich nicht finden können.


So. jetzt wird gepackt für die Heimreise. Ich freu mich auf daheim.
So schön es hier ist, es ist doch immer wieder noch schöner, nach Hause zu kommen.


Seychellenbericht Ende.
Zuletzt geändert von jürgen hüfner am 11 Mai 2007 12:26, insgesamt 1-mal geändert.
Harry K.
Beiträge: 326
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Beitrag von Harry K. »

Sehr unterhaltsam! Danke fürs aufschreiben.
Aber das du deine Vergleiche aus Myst holst ... :wink: :D
Fährst du wieder hin?

Gruß,
Harry
seechelle
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Beitrag von seechelle »

Habe deine wunderschönen Fotos heute morgen bei einer Tasse Kaffee genossen.Sag mal,wie machst du das,das deine Wasserfälle und Flußaufnahmen so rauchig wirken? Ich möchte das auch gerne mal so hinkriegen.Im übrigen fand ich auch deine Art zu berichten sehr originell-hat was von "Abenteuerspielplatz Seychellen". Hast du vielleicht eine eigene Reise-homepage mit noch mehr Reiseberichten aus anderen Ländern? Würde dann gerne mal bei dieser vorbeischauen...

Lg seechelle
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blaufotograph
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Beitrag von blaufotograph »

Hallo Jürgen,

ich hab auch schon mal auf Deiner Homepage geblättert. Wirklich total schöne Fotos :D :D

Wenn ich mal groß bin ....

Auch Dein Reisebericht ist super geschrieben. Vielen Dank dafür.
Gaby
Beiträge: 310
Registriert: 24 Okt 2001 22:19

Beitrag von Gaby »

Hallo Jürgen,

hat Spaß gemacht deinen Reisebericht zu lesen, danke.

Gruß Gaby 8)
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Eldri
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Registriert: 27 Dez 2004 13:50

Beitrag von Eldri »

Supertoller Reisebericht. Hat mich ein wenig an unsere Reise erinnert, nur wir haben nicht so schöne Fotos hinbekommen wie Du. Naja, gekonnt ist eben gekonnt.

Danke für den kurzweiligen Bericht.
Sibylle
Beiträge: 96
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Re: Reisebericht Seychellen April 2007 - da isser nun

Beitrag von Sibylle »

jürgen hüfner hat geschrieben: Ich bin Amateurfotograf .
Amateurfotograf :shock: Kaum zu glauben, unglaublich gute Fotos!!!

Gruss
Sibylle
jürgen hüfner
Beiträge: 4
Registriert: 10 Mai 2007 14:03
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danke allen feed-bäckern. ;-)

Beitrag von jürgen hüfner »

freut mich, daß ihr an meine erlebnissen teilhabt und euch mit mir freut.

Danke auch fürs Lob.


viele Grüße,

Jürgen
Palme
Beiträge: 9
Registriert: 21 Mär 2007 09:23

Beitrag von Palme »

Hallo Jürgen,

auch von mir ein schönes Dankeschön für diesen etwas anderen Reisebericht ! Und, wie ist es , fährst Du nochmal hin ?

Gruß Palme
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Mixery
Beiträge: 135
Registriert: 28 Mai 2005 20:40
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Beitrag von Mixery »

Sag mal Jürgen, Du hast Dich wirklich von so einer "Nuss-Schale" nach La Digue schippern lassen? :shock: Respekt!!! Ich glaube da wäre ich unterwegs wahrscheinlich vor Angst gestorben :wink: Oder hattet ihr so ruhige See?

Ansonsten toller Bericht, danke :) Zu den Fotos hatte ich mich ja bereits geäußert.

LG

Mixery
jürgen hüfner
Beiträge: 4
Registriert: 10 Mai 2007 14:03
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Beitrag von jürgen hüfner »

Die See war relativ ruhig.
Kurz vor La Digue gings allerdings etwas mehr zur Sache, aber nix was einen umbrächte.

Da war der Kurztrip zu St. Pierre feuchter.


Ich kann mir gut vorstellen wieder mal hinzufliegen.
Dann aber mit Familie.

Schöne Grüße und Danke für Eure Beiträge
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eden
Beiträge: 5
Registriert: 24 Jan 2007 14:05
Wohnort: NRW

hi Jürgen,

Beitrag von eden »

toller Bericht.
Es hat Spaß gemacht ihn zu lesen. Du bist zu beneiden.
Herzliche Grüße
eden :-)
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