Einmal um die halbe Insel müssen wir, denn wenn man Moorea von oben anschaut, hat es ziemlich genau die Form einer Fledermaus, mit Flügeln und allem. Der Fährhafen klebt der Fledermaus sozusagen am Hintern und unsere Pension sitzt am Kopf.

Das Motu Iti, das „kleine Inselchen“, liegt in Sichtweite einer der teuersten Unterkünfte der Insel. Wenn man den Kopf ein bißchen nach links reckt, kann man die Stelzenbungalows des Moorea Hilton in der Lagune stehen sehen. All das, was man dort für viele hunderte von Euro jede Nacht bekommt, gibt es hier im Motu Iti genauso, für einen Bruchteil des Preises und mit Familienanschluß.
Zum dritten Mal sind wir jetzt in dieser Pension und es hat sich nichts verändert. Auguste, der Chef, ist wohl kein besonders überzeugter Rentner, denn daß er im Ruhestand ist, merkt man nicht wirklich. Wie gewohnt sitzt er mit barfuß und mit freiem Oberkörper hinter seinem Computer im Empfangsbereich und strahlt über das ganze Gesicht, als er uns hereinkommen sieht.

Natürlich haben wir wieder unseren Wunschbungalow, sagt er augenzwinkernd, gleich als sie unsere Namen gelesen hätten, sei der für uns reserviert worden. Und als wir drin sind, ist es dann auch wie nach Hause kommen. Die Hütte liegt direkt am Wasser, mit einem schmalen Sandstreifen vor der Terrasse und unverstelltem Blick über die Lagune. Die Brise, die vom Ozean hereinkommt, die, wie ich finde, besonders hübsche Bettwäsche, die sie hier haben, es ist so schön, wieder hier zu sein. Alles was an Restanspannung eventuell noch vorhanden gewesen sein sollte, fällt hier automatisch von einem ab. Wir kaufen ein paar Getränke, räumen die Koffer aus, breiten die Handtücher über die Terrassenstühle, und dann ist Lagunenstarren angesagt.

Dadurch, daß wir diesmal wieder später im Jahr hier sind als auf der letzten Reise, stehen die den Bungalow umgebenden Pflanzen wieder in voller Blüte. Nebeneinander wachsen hier Frangipanibäume, Tiaré- und Hibiskusbüsche und alles duftet betäubend.
Unter der Hütte haben Landkrabben ihre Höhlen, unter dem Verandadach schmatzen die Geckos. Aber das eigentlich Aufregende spielt sich im Wasser ab. Schon zum Frühstück ziehen Rochen und Schwarzspitzenriffhaie ihre Kreise, die Korallen sind intakt und bunt, für uns ist es der perfekte Aufenthaltsort. Daß die Zimmer einfach, aber praktisch eingerichtet sind, und die Badezimmer etwas angejahrt, kümmert uns überhaupt nicht. Wir lieben das Motu Iti.
Deshalb haben wir für die ersten Tage auch keinen Mietwagen, wir wollen einfach nur in der Pension bleiben und die Umgebung genießen.
Leider kommt am Abend Starkregen über der Lagune herunter. Aber der Weg vom Bungalow bis zum Restaurant ist bis auf ein ganz kurzes Stück überdacht, so daß wir fast immer trocken dort ankommen.


Der Poisson cru, das traditionelle polynesische Gericht aus rohem, in Zitronensaft und Kokosmilch mariniertem Fisch mit Gemüsestreifen, ist hier besonders lecker, deshalb wird das hier häufig mein Abendessen. Und der Mister bekommt zu seinem Entrecote Roquefort unaufgefordert zwei Schalen Soße hingestellt. Auch das haben sie sich gemerkt.
Am Abend Fortsetzung Lagunenstarren. Vom Steg dring leise Gitarrenmusik herüber, handgemacht, nicht aus der Konserve. Das Motu Iti ist eine der seltenen Pensionen hier, die speziell auf Rucksackreisende eingestellt sind, über dem Restaurant gibt es einen Schlafsaal.

Offenbar ist der dieses Jahr gut gebucht, denn mangels Terrasse verbringen die Backpacker den Abend meist draußen auf dem Steg.
Die Positionslichter der Oktopusfischer im Riff, am Horizont zieht ab und zu ein kleineres beleuchtetes Kreuzfahrtschiff an uns vorbei, um in der Cook Bay zu ankern, im Wasser platscht irgendwas, die Geckos gehen auf Jagd nach den von der Terrassenbeleuchtung angezogenen Insekten, so sitzen wir da, eingehüllt in Frangipani- und Tiaré-Duft und das Gitarrengeklimper, das über das Wasser herüberdringt.


Aber egal, wie tief versunken in die Südseeidylle wir auch sind, eins vergessen wir nie wieder: Den Schlüssel mit nach draußen zu nehmen. Nachdem wir uns im letzten Jahr einmal spätabends selbst ausgesperrt haben und den Chef nachts aus seiner Wohnung klopfen mußten. Peinlich.
Es kam schon vor, daß wir kurzzeitig mal die einzigen Gäste in der ganzen Pension waren. Am nächsten Morgen beim Frühstück zeigt sich, daß das diesmal anders ist. Daß die Wasserbungalows neben unserem bewohnt sind, haben wir schon gehört, aber auch der über der Rezeption gelegene Schlafsaal für Budget-Reisende muß diesmal gut gebucht sein. Im Restaurant ist fast jeder Tisch besetzt, das haben wir so noch nicht erlebt.

Die meisten sind Backpacker, die zu beobachten Spaß macht. Längst nicht alle sind Franzosen, und die, die es sind, bemühen sich um Konversation auf Englisch. Wir lauschen interessiert, von wo nach wo sie alle so durch die Tropen ziehen, nicht wenige sind natürlich Surfer, die wegen Teahupoo nach Französisch Polynesien kommen.
Aber alle Gespräche verstummen, wenn sich im Wasser etwas zeigt, und alle machen sich gegenseitig auf die Rückenflosse eines Hais aufmerksam.

Leider spielt das Wetter nicht so ganz mit, kurze sonnige Abschnitte werden abgelöst durch finstere Wolkenberge, also igeln wir uns auf unserer Terrasse ein und hoffen, daß etwas Spannendes vorbeikommt. Was früher oder später auch geschieht.





















































