Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Alles über andere Länder abseits der Seychellen - Infos, Berichte, Anfragen...
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3506
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Beitrag von Suse »

Am Fährhafen auf Moorea angekommen, wuselt alles durcheinander. Die Fahrer warten meist schon, das Klemmbrett in der Hand, und streichen die Angekommenen von der Liste ab. Wir sind auf einen Bus von Albert Transport gebucht, die Busse sind leicht erkennbar mit ihren polynesischen Motiven. Außerdem sind es meist die größten, Albert ist der Platzhirsch unter den lokalen Transportunternehmen und konkurriert mit Moorea Explorer.

Einmal um die halbe Insel müssen wir, denn wenn man Moorea von oben anschaut, hat es ziemlich genau die Form einer Fledermaus, mit Flügeln und allem. Der Fährhafen klebt der Fledermaus sozusagen am Hintern und unsere Pension sitzt am Kopf.

Bild

Das Motu Iti, das „kleine Inselchen“, liegt in Sichtweite einer der teuersten Unterkünfte der Insel. Wenn man den Kopf ein bißchen nach links reckt, kann man die Stelzenbungalows des Moorea Hilton in der Lagune stehen sehen. All das, was man dort für viele hunderte von Euro jede Nacht bekommt, gibt es hier im Motu Iti genauso, für einen Bruchteil des Preises und mit Familienanschluß.

Zum dritten Mal sind wir jetzt in dieser Pension und es hat sich nichts verändert. Auguste, der Chef, ist wohl kein besonders überzeugter Rentner, denn daß er im Ruhestand ist, merkt man nicht wirklich. Wie gewohnt sitzt er mit barfuß und mit freiem Oberkörper hinter seinem Computer im Empfangsbereich und strahlt über das ganze Gesicht, als er uns hereinkommen sieht.

Bild

Natürlich haben wir wieder unseren Wunschbungalow, sagt er augenzwinkernd, gleich als sie unsere Namen gelesen hätten, sei der für uns reserviert worden. Und als wir drin sind, ist es dann auch wie nach Hause kommen. Die Hütte liegt direkt am Wasser, mit einem schmalen Sandstreifen vor der Terrasse und unverstelltem Blick über die Lagune. Die Brise, die vom Ozean hereinkommt, die, wie ich finde, besonders hübsche Bettwäsche, die sie hier haben, es ist so schön, wieder hier zu sein. Alles was an Restanspannung eventuell noch vorhanden gewesen sein sollte, fällt hier automatisch von einem ab. Wir kaufen ein paar Getränke, räumen die Koffer aus, breiten die Handtücher über die Terrassenstühle, und dann ist Lagunenstarren angesagt.

Bild

Dadurch, daß wir diesmal wieder später im Jahr hier sind als auf der letzten Reise, stehen die den Bungalow umgebenden Pflanzen wieder in voller Blüte. Nebeneinander wachsen hier Frangipanibäume, Tiaré- und Hibiskusbüsche und alles duftet betäubend.

Unter der Hütte haben Landkrabben ihre Höhlen, unter dem Verandadach schmatzen die Geckos. Aber das eigentlich Aufregende spielt sich im Wasser ab. Schon zum Frühstück ziehen Rochen und Schwarzspitzenriffhaie ihre Kreise, die Korallen sind intakt und bunt, für uns ist es der perfekte Aufenthaltsort. Daß die Zimmer einfach, aber praktisch eingerichtet sind, und die Badezimmer etwas angejahrt, kümmert uns überhaupt nicht. Wir lieben das Motu Iti.

Deshalb haben wir für die ersten Tage auch keinen Mietwagen, wir wollen einfach nur in der Pension bleiben und die Umgebung genießen.

Leider kommt am Abend Starkregen über der Lagune herunter. Aber der Weg vom Bungalow bis zum Restaurant ist bis auf ein ganz kurzes Stück überdacht, so daß wir fast immer trocken dort ankommen.

Bild

Bild

Der Poisson cru, das traditionelle polynesische Gericht aus rohem, in Zitronensaft und Kokosmilch mariniertem Fisch mit Gemüsestreifen, ist hier besonders lecker, deshalb wird das hier häufig mein Abendessen. Und der Mister bekommt zu seinem Entrecote Roquefort unaufgefordert zwei Schalen Soße hingestellt. Auch das haben sie sich gemerkt.

Am Abend Fortsetzung Lagunenstarren. Vom Steg dring leise Gitarrenmusik herüber, handgemacht, nicht aus der Konserve. Das Motu Iti ist eine der seltenen Pensionen hier, die speziell auf Rucksackreisende eingestellt sind, über dem Restaurant gibt es einen Schlafsaal.

Bild

Offenbar ist der dieses Jahr gut gebucht, denn mangels Terrasse verbringen die Backpacker den Abend meist draußen auf dem Steg.

Die Positionslichter der Oktopusfischer im Riff, am Horizont zieht ab und zu ein kleineres beleuchtetes Kreuzfahrtschiff an uns vorbei, um in der Cook Bay zu ankern, im Wasser platscht irgendwas, die Geckos gehen auf Jagd nach den von der Terrassenbeleuchtung angezogenen Insekten, so sitzen wir da, eingehüllt in Frangipani- und Tiaré-Duft und das Gitarrengeklimper, das über das Wasser herüberdringt.

Bild

Bild

Aber egal, wie tief versunken in die Südseeidylle wir auch sind, eins vergessen wir nie wieder: Den Schlüssel mit nach draußen zu nehmen. Nachdem wir uns im letzten Jahr einmal spätabends selbst ausgesperrt haben und den Chef nachts aus seiner Wohnung klopfen mußten. Peinlich.

Es kam schon vor, daß wir kurzzeitig mal die einzigen Gäste in der ganzen Pension waren. Am nächsten Morgen beim Frühstück zeigt sich, daß das diesmal anders ist. Daß die Wasserbungalows neben unserem bewohnt sind, haben wir schon gehört, aber auch der über der Rezeption gelegene Schlafsaal für Budget-Reisende muß diesmal gut gebucht sein. Im Restaurant ist fast jeder Tisch besetzt, das haben wir so noch nicht erlebt.

Bild

Die meisten sind Backpacker, die zu beobachten Spaß macht. Längst nicht alle sind Franzosen, und die, die es sind, bemühen sich um Konversation auf Englisch. Wir lauschen interessiert, von wo nach wo sie alle so durch die Tropen ziehen, nicht wenige sind natürlich Surfer, die wegen Teahupoo nach Französisch Polynesien kommen.

Aber alle Gespräche verstummen, wenn sich im Wasser etwas zeigt, und alle machen sich gegenseitig auf die Rückenflosse eines Hais aufmerksam.

Bild

Leider spielt das Wetter nicht so ganz mit, kurze sonnige Abschnitte werden abgelöst durch finstere Wolkenberge, also igeln wir uns auf unserer Terrasse ein und hoffen, daß etwas Spannendes vorbeikommt. Was früher oder später auch geschieht.

Bild
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3506
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Beitrag von Suse »

Immer wieder kommt es zu heftigen Wasserbewegungen, es schäumt regelrecht, und dazwischen sind Flossen zu erkennen, die mal zu größeren Fischen und mal zu mehreren Rochen gehören. Die meisten halten das für eine feeding frenzy, aber es könnten auch Paarungsrituale sein.

Bild

Im Gegensatz zu uns halten die immer wiederkehrenden Gewitter die Gäste aus dem Nachbarbungalow, ein älteres Ehepaar mit Gehbehinderungen, die ewig lang brauchen, um vom Steg aus ins Wasser hinein und wieder herauszukommen, nicht vom Schwimmen ab.

Bild

Ich sorge mich jedesmal, ob sie es rechtzeitig aus dem Wasser schaffen, wenn ich sie da in der Lagune treiben sehe, während sich draußen auf dem Ozean schon die Wolkenberge verdunkeln und die umliegenden Schnorchelboote in aller Eile ihre Gäste mit einem Seil einsammeln, daß die Köpfe aussehen, wie Glühbirnen auf einer Lichterkette.

Bild

Daß das nicht so ganz paranoid ist, zeigt sich ein paar Tage später, als es dann passiert. Der Mister und ich sitzen auf der Terrasse, eigentlich ist es ganz gemütlich bei der grauen Suppe draußen, als plötzlich eine gewaltige Explosion den Bungalow erschüttert. Der Himmel verfärbt sich für eine Sekunde grellorange und eine gewaltige Stichflamme und Funkenregen steigen aus dem Haus auf dem Nachbargrundstück. Es riecht metallisch und verbrannt. Beim Abendessen bestätigt sich dann, daß der Blitz ins Haus des Nachbarn eingeschlagen hat. Passiert ist niemandem etwas, das Haus hat einen Blitzableiter, und alle, einschließlich der zwei Hunde, sind unverletzt.

Ich habe noch nie einen Blitzeinschlag live erlebt. Und aus dieser Nähe war es wirklich furchteinflößend. Wir überschlagen die Distanz zwischen uns und dem Ort des Blitzeinschlages und kommen auf unter 100 Meter, eigentlich eine Entfernung, bei der die Vorstellung bei einem Arzt empfohlen wird. Aber da wir uns beide gut fühlen und keiner von uns einen Herzschrittmacher trägt, machen wir das nicht.

Am vierten Tag bekommen wir dann unseren Mietwagen. Natürlich wieder von Albert, dem Unternehmen, mit dem wir auch den Transfer von der Fähre hatten. Wir haben mit Albert nur gute Erfahrungen gemacht, sie sind zuverlässig und unkompliziert. Wir werden vor dem Motu Iti abgeholt und zum Verleih gebracht, damit wir uns dort ein Auto aussuchen können.

Während wir warten, fragen wir uns, wo wir nachher eigentlich parken sollen. Sogar das Auto vom Chef steht in einer Riesenpfütze.

Bild

Im Auto sitzt bereits ein Paar mittleren Alters, die zur Fähre gebracht werden. Daß das vermutlich US-Amerikaner sind, erkenne ich an seinem Brillenband aus neonorangem Schaumstoff, das Ding schreit förmlich „Dollar Tree“. Und Tatsache, sie fliegen heim nach Fort Lauderdale. Unsere Florida-Begeisterung freut die beiden, aber richtig Party im Auto ist, als sich herausstellt, daß wir im letzten Jahr alle die selbe Sendung weggesuchtet haben, Guardians of the Glades. Die Männer überschlagen sich in ihrer Begeisterung für Brittany, die einzige weibliche Pythonjägerin der Serie, und wir Frauen verdrehen die Augen.

https://www.youtube.com/watch?v=x3h4E--zXnk

Wir kommen für unseren Geschmack viel zu früh bei Albert an und verabschieden uns mit Bedauern von den beiden. Schade, die hätte man eher kennenlernen müssen.

Bild

Wir bekommen einen kleinen schwarzen Hyundai, verstauen die Kamerataschen, und auf geht’s wie immer zuerst zum Champion von Moorea. Der ist sogar größer als der in Papeete und die Auswahl ist riesig. Getränke, Snacks, und auch schon mal ein paar Grundnahrungsmittel für später, denn auch auf dieser Reise kommt ja noch eine einsame Insel ins Spiel.

Wir drehen eine Runde um die Insel, und dabei zeigt sich dann, daß das regnerische Wetter auch seine guten Seiten hat. Moorea ist ohnehin sehr grün, aber im Moment scheint die Natur geradezu aus allen Nähten zu platzen.

Bild

Manchenorts scheint die Vegetation die Häuser am Hang geradezu zu verschlingen.

Bild

Wie das wohl muß, da so mittendrin zu wohnen, dazu mit der Aussicht auf die Lagune.

Bild

Nicht alle Pflanzen mögen Wasser. Manche unternehmen Verrenkungen, um nur nicht die Oberfläche zu berühren

Bild

Noch mehr ungewöhnliche Palmen. Das sind die Handymasten von Moorea. Der linke wächst noch.

Bild

Am Aussichtspunkt von Pao Pao.

Bild

Normalerweise bekommt man hier immer frische Ananas zu kaufen, aber bei dem Wetter sind die Verkaufsstände unbesetzt. Aber der Anblick der Berge bei diesem Wetter ist so herrlich dramatisch, man erwartet wirklich, jetzt gleich King Kong hinter dem Berg hervorgucken zu sehen.

Bild

Dadurch, daß das Wasser keinen wolkenlosen Himmel reflektiert, sieht man besser, daß da direkt zu den Füßen ein Adlerrochen seine Kreise zieht. Bei Sonne hätte ich den wohl eher nicht gesehen.

Bild
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3506
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Beitrag von Suse »

Tiefer hinein in die Berge geht es erst an den nächsten Tagen, in das Tal von Oponohu. Der aus den Bergen kommende Süßwasserlauf führt viel Wasser, wir hoffen also auf einen üppig sprudelnden Wasserfall oben im Wald.

Bild

Der prominente Felsen im Tal, der Dent du Requin, der Haizahn, hüllt sich auch in Wolken.

Bild

Erster Stop wie immer unten am Gummibaum, dem größten, den zumindest wir je gesehen haben. Auf dem Weg hinauf zum Aussichtspunkt kommt man zwangsläufig daran vorbei.

Bild

Eigentlich sind es zwei, aber in ihren Abmessungen gigantisch. Und der Bambus daneben ist nicht weniger üppig.

Bild

Der Belvédère ist wohl der von Touristen meistfrequentierte Ort auf der Insel, aber heute geht es; das Wetter schreckt vermutlich viele ab, weil sie meinen, daß die Aussicht nicht gut ist. Das stimmt teilweise auch, aber daß der Mont Rotui sich in Wolken hüllt, hat auch etwas Stimmungsvolles.

Bild

Und das kleinere Kreuzfahrtschiff, das rechts neben dem Motu Iti in der Cook Bay ankert, kann man auch gut erkennen.

Bild

Von hier aus beginnen (oder enden, je nachdem) auch die meisten Wanderwege in die Berge. Das Wegenetz ist relativ umfangreich, man muß aber wissen, daß es sich teilweise um anspruchsvolle Strecken handelt, bei denen man sich an Kletterseilen fortbewegt. Für uns, zumindest für mich, ist sowas gar nichts, wir beschränken uns daher auf die Wege, die man einfach gehen kann, ohne Barrieren überwinden zu müssen.

Bild

Die epiphytischen Farne genießen die Feuchtigkeit.

Pyrrosia lingua

Bild

Wir marschieren mal los. Auch wenn man keine Hindernisse überklettern muß, ist der Weg ein bißchen tricky, denn die Steine, mit denen man Stufen in den Hang gebaut hat, sind rutschig. Aber trotz des vielen Regens und des vielen Süßwassers, das unten in die Bucht mündete, sprudelt der Wasserfall hier oben kein bißchen üppiger als letztes Jahr. Sehr merkwürdig.

Bild

Trotzdem ist der Spaziergang atmosphärisch. Der Nahé, der große Kettenfarn, dessen junge Triebe hier früher auch gegessen wurden, bildet tunnelartige Dächer über den Wegen, kann aber auf Dauer den einsetzenden Regen nicht abhalten.

Bild

Bild

Wir kehren also um, um die Film- und Fotoausrüstung zu schützen. Trotzdem wir uns beeilen, geht das mit dem Gepäck bergauf nicht so schnell und wir sind schon ziemlich durchgeweicht und erschöpft, als wir wieder beim Auto ankommen.

Aber das Tal von Oponohu liefert auch die passende Belohnung für die Strapazen:

Bild

Im Schatten des Mont Rotui wachsen sie ganz ohne schädliche Zusätze und Antibiotika auf, ganz bio und superfrisch bei den kurzen Transportwegen.

Bild

Also gleich nochmal zum Champion. Sind die nicht prächtig?

Bild
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3506
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Beitrag von Suse »

Am nächsten Tag ist es dann endlich trocken und klart langsam auf. Wer weiß, wie lange es hält, daher suchen wir unsere liebsten Aussichtspunkte nochmals bei Sonne auf.

Bild

In der Cook Bay liegt der Mont Rotui jetzt im Sonnenschein

Bild

Die seit Tagen in den Buchten wartenden Boote werden aktiviert.

Bild

Bild

Des Polynesiers liebster Sport: Auslegerkanu fahren. Die Va'as gibt es in allen Ausführungen, von ganz einfachen Modellen bis zu Hightech-Rennbooten.

Bild

Jetzt trauen sich auch die Hunde heraus, die Touristenautos offenbar sehr genau von denen Einheimischer unterscheiden können, denn wir haben immer sehr schnell Gesellschaft, wenn wir irgendwo länger halten.

Bild

Für viele Menschen spielt es ja bei der Reisezielplanung eine Rolle, ob sie dort mit ausgemergelten Streunern konfrontiert werden, und für diese werden wir auf dieser Reise noch die perfekte Insel im Angebot haben. Aber auch Moorea ist eigentlich genau richtig, denn die Hunde, die hier höflich Abstand haltend um einen Snack betteln, gehören alle irgendwem und sind eigentlich immer gepflegt und gut im Futter.

Bild

Meist läßt sich das auch auf die zum polynesischen Kulturgut gehörenden Pferde übertragen. Es mag nicht jedem gefallen, daß sie mit Halsstrick am Straßenrand angepflockt sind, aber die Pferde sind das gewöhnt. Falls sich mal eines verheddert, ist meist auch bald ein Einheimischer zur Stelle, der ihm da heraushilft, egal, ob es nun sein eigenes ist oder nicht.

Bild

Das eigentlich Spannende verbirgt sich aber hinter dem Pferd und macht die Aufnahme zum Foto der Gegensätze: Jahrhundertealtes Transportmittel mit 1 PS vor gewaltigen 91.367. Die Quantum of the Seas ist da, das drittgrößte Kreuzfahrtschiff der Welt.

Bild

Wir sind also heute definitiv nicht allein auf der Insel, und spätestens auf dem Weg ins Tal von Oponohu macht sich das deutlich bemerkbar.

Karawanen von Moorea Explorer Quads, und Jeeps und ganzen Busladungen winden sich die Serpentinen zum Belvédère hinauf. Da oben werden wir heute keinen Parkplatz finden. Wir parken den Wagen gleich eine Haarnadelkurve weiter unten am Hang und schlagen uns auf einem Schleichweg in die Büsche, der viel weiter unten im Tal ankommt.

Bild

Hier ist es einsam und still, die meisten Kreuzfahrtschiffbesucher haben nicht so viel Zeit, um eine Waldwanderung machen zu können.
Allein sind wir trotzdem nicht. Irgendwann überholt uns ein junger Polynesier, nur in Shorts und barfuß. Wir lassen ihm Vorsprung, aber weiter vorn auf dem Pfad kann man ihn an einen Baum gelehnt stehen sehen.

Bild

Offenbar meditiert er, und da wir ohnehin schon weit genug gegangen sind, lassen wir ihm seine Ruhe und suchen uns ein Pausenplätzchen auf einem umgestürzten Baum und gucken in die Botanik.

Will mal ein Nestfarn werden.

Bild

Wonach wir suchen, aber nicht finden, sind die Moorea Baumschnecken.

Vor der Reise haben wir eine Doku über die knapp vor der Ausrottung durch invasive Spezies gerettete Art gesehen, in der erzählt wurde, daß die Biologen die Tiere zum leichteren Aufspüren mit Neonfarbe markieren.

Bild

Wir hatten gehofft, ein paar Neonschnecken in den Bäumen zu entdecken, und betreiben im Weitergehen Schnecken-Caching. Leider erfolglos, weder auf Ästen noch zwischen den Brettwurzeln entdecken wir eine.

Viele Baumarten in den Tropen bilden Brettwurzeln, weil sie mehr Nährstoffe aus dem mageren Boden ziehen können.

Bild

Manchmal dienten sie zur Kommunikation über die Täler hinweg, indem die Menschen darauf trommelten.

Bild

Wir haben Glück, es bleibt die ganze Zeit trocken und sonnig. Irgendwann klettern wir über den Schleichweg zurück zum Auto. Für diesesmal war das unser letzter Besuch im Tal von Oponohu.
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Benutzeravatar
Suse
Beiträge: 3506
Registriert: 19 Aug 2009 22:07
Wohnort: zwischen Tegel und Trabrennbahn

Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Beitrag von Suse »

Den letzten Tag verbringen wir mit einer ausgiebigen Einkaufstour, denn auf den nächsten Etappen der Reise werden wir nicht mehr so gut bestückte Supermärkte vorfinden wie hier.

Bild

Das Auto zu be- und entladen wird jetzt zunehmend einfacher, die riesigen Pfützen auf dem Parkplatz des Motu Iti beginnen abzutrocknen und die vielen Autos, die dieses Jahr hier um die Plätze konkurrieren, kann man wieder trockenen Fußes erreichen.

Die Autos gehören den Angehörigen der Betreiberfamilie. Es ist Ostern und die Familie ist bei Auguste zu Besuch. Vor drei Jahren haben wir einige Kinder noch in Windeln herumkrabbeln sehen, jetzt sitzen sie schon allein mit ihren winzigen Schwimmwesten in den Kanus und paddeln ganz selbständig durch die Lagune.

Bild

Backpacker sind jetzt fast keine mehr da, der letzte der Mohikaner sitzt auf dem Steg und guckt melancholisch aufs Meer.
Geht uns ähnlich, nur daß wir uns von unserem gemütlichen Terrassenplatz verabschieden müssen.

Bild

Der Mister gönnt sich einen letzten Burger im Restaurant, dann heißt es packen.

Bild

Der Abschied von Auguste und seiner Familie ist herzlich. Nach dreimaligem Aufenthalt ist eine gewisse freundschaftliche Nähe entstanden, so daß man sich traut, mir eine Frage zu stellen, die die Leute wohl schon eine Weile beschäftigt hat. Warum ißt der Mister eigentlich immer nur Fleisch? Wo sie doch sooo schönen Fisch haben, hier in Polynesien.

Als ich erkläre, daß das an einer Allergie liegt, gibt es große Augen und die abendlichen Entrecotes roquefort sind damit abgesegnet. Vermutlich bekommt er beim nächsten Mal unaufgefordert gleich vier Schälchen Soße hingestellt.

Das Kleine Inselchen liegt im Sonnenschein. Aber mit dem Regen und Blitz und Donner wars auch ganz spannend. Nur im Wasser waren wir hier diesmal tatsächlich kein einziges Mal.

Bild

Wir geben das Auto bei Albert ab und bekommen von einer Mitarbeiterin einen kostenlosen Transfer zur Fähre. Kurz vor der Abfahrt hüpft ein älterer Herr auf den Beifahrersitz, zieht sich in aller Eile ein Polohemd über den Kopf, weil, das gehöre sich so, wie er erklärt.

Wir fragen uns, was das jetzt für einer ist, der da eine Gratisfahrt über die Insel zu schnorren scheint, aber er entpuppt sich als Monsieur Albert persönlich, Chef des größten Transportunternehmens der Insel. Er lacht, als wir ihn nach dem Ansturm durch die Quantum of the Seas fragen. Ja, das sei Ausnahmezustand für die ganze Insel, jedes einzelne Fahrzeug von ihm und seinem Bruder sei dann auf der Straße. Und wer der Bruder ist, erklärt er uns auch noch. Dem gehört das zweitgrößte Konkurrenzunternehmen Moorea Explorer. Die ganze Insel in der Hand einer Familie, unfaßbar.

7 Geschwister seien sie, er bezeichnet seine Familie als weiße Polynesier, und der Reichtum sei nicht ererbt. Er erzählt uns von seinen kleinen Anfängen mit französischen Mobylettes, mit denen er sein Unternehmen in den Siebziger Jahren begründet habe, als der Südsee-Tourismus zumindest hier noch in den Kinderschuhen steckte. Heute kämen um die 280.000 Besucher jährlich auf die Insel, von denen die Franzosen die schwierigsten seien und die Amerikaner die nettesten. Dafür hat er eine einfache Erklärung: Die lange Anreise aus Europa mache schlechte Laune.

Wir sind viel zu früh am Fährhafen und können beim Be- und Entladen der vorherigen Fähren zuschauen.

Bild

Da es zwei verschiedene Betreiber gibt, können wir nicht einfach eine frühere nehmen, für die haben wir keine passenden Tickets.

Bild

Bild

Die Rückfahrt ist weniger lustig. Es ist windig und die See rauh und da die hochmotorisierten Katamarane immer mit ziemlichem Tempo unterwegs sind, schaukelt das ganz schön.

Der Mister startet einen kurzen Versuch, an Deck zu fotografieren. Dampfen darf er da aber nicht, was ganz wichtig ist, es kommt ja schon genug Rauch aus den Rohren, da wäre jede Zigarette natürlich zuviel des Guten!

Bild

Lässig mit links rückwärts eingeparkt und dann hat Tahiti uns wieder.

Bild

Im Fährterminal stehen sie und warten auf ihre Überfahrt nach Moorea, die Glücklichen. Aber wir beschweren uns nicht, vor uns liegen auch tolle neue Inseln.

Bild

Das Fare Suisse holt uns ab. Als wir uns in Fatu Hiva eingerichtet haben, ist es erst später Nachmittag und wir reservieren schnell einen Tisch für abends, zum Abschied noch einmal Currywurst.

Dann heißt es Koffer aussortieren, wie immer lagern wir einen Teil unseres Gepäcks hier bis zur Rückreise ein. Alle Souvenirs und was wir sonst nicht unbedingt brauchen, wird verpackt und in den Lagerraum gebracht. Dafür ist der Koffer bereits voll mit American Cheese, Dauerwurst, ein paar Konserven, Milchpulver, alles was man fürs Selbstversorgerdasein auf einsamen Inseln so braucht und vor Ort vermutlich nicht mehr bekommt.

Es ist Vollmond, was auf einen dauerhaften Wetterwechsel hoffen läßt. Die Nachbartische im Restaurant sind voller Polynesier, die sich zu Ostern wohl mal etwas Besonderes gönnen möchten, Schweizer Käsefondue bestellen und dazu Krombacher trinken, während wir natürlich die lokale Marke Hinano nehmen. Der Nachbartisch hört uns Deutsch sprechen und möchte lernen, wie man sich mit deutschem Bier korrekt zuprostet. Dafür lernen wir von ihnen, wie das auf Polynesisch heißt: Manuia.

Obwohl wir morgen von Französisch Polynesien fürs erste Abschied nehmen, lohnt sich das Vokabellernen trotzdem noch, denn auch wenn unser nächstes Ziel zwar durch die europäische Sprachbarriere zwischen Französisch und Englisch voneinander getrennt ist, wird dort ein ganz ähnliches Polynesisch gesprochen. Wo der Tahitianer Manuia sagt, sagt der Cook Islander Kia Manuia. Und wenn es hier Ia Orana heißt, wenn man sich begrüßt, sagt man dort, Überraschung: Kia Orana.

Morgen heißt es also Kia Orana Rarotonga. Ich bin ungeheuer gespannt, ob mir das Land in der Realität genauso sympathisch sein wird wie in diesem liebevoll gemachten Werbespot. Denn wenn man die Cook Inseln danach nicht sofort lieb hat, dann weiß ich ja auch nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=eXCCzw5bn20
Wenn du keine Kokosmilch hast, machste einfach normales Wasser.
- Grubi -

https://s12.directupload.net/images/210215/bx7vkcag.jpg
Antworten