Nuku Hiva
Unsere Route
Nuku Hiva im Morgengrauen
Die offiziell wichtigste Insel der Marquesas erstreckt sich im NW des Archipels. Mit einer Fläche von 339 km2 ist sie das zweitgrößte Festland dieser abgeschiedenen Welt. Trotzdem ist sie - im Vergleich zu Deutschland - mit nichtmal 10 EW/km2 - etwa 2.700 - sehr dünn besiedelt. Auch hier ist die Ursache vorrangig im Relief zu suchen/finden. Im Unterschied zu den anderen "Geschwistern" befindet sich im Inselinneren ein Plateau, das sogar fruchtbar ist und demzufolge für menschliche Ansiedlungen günstig wäre, doch es ist (fast) menschenleer, was darauf zurückzuführen ist, dass es nicht den Prinzipien der Urbevölkerung entspricht, sich im Landesinneren anzusiedeln. Das Meer lässt grüßen...
Der Osten und Süden befinden sich im Luv, sind also von Mutter Natur mit genügend Niederschlägen gesegnet worden, was dazu geführt hat, dass sich die meisten Siedlungen hier befinden. Der semiaride Westen und Norden sind (fast) menschenleer. Auch in diesem Fall sind die Gebirge schuld daran, dass der Passat seine feuchten Mitbringsel nicht über das ganze Gebiet verteilen kann. So z.B. erreicht der Mt. Tekao 1.224 m ü. N.N. und ist damit der zweithöchste Berg der Inselgruppe - nach dem Mt. Oave von Ua Pou.
Die Aranui legte an einem frühen Morgen in der Bucht von Taipivai an. Wie schon von Hiva Oa bekannt, wurden wir von zahlreichen Transportmitteln empfangen, die - sollte hier vielleicht erwähnt werden - alle dem Schiffschef gehörten, ein Tahitianer chinesischer Herkunft, der damit auch einige Arbeitsplätze auf diesen entlegenen Inseln schuf. Da die etwas größere... Barke bloß im drei-Wochen-Rhythmus "vorbeischaute", durften die Fahrer der meist Geländewagen sich ihrer in der Zwischenzeit auch für private Zwecke bedienen. Der Lohn wird bestimmt nicht mit dem eines Mitarbeiters in Silcon Valley vergleichbar sein...

, doch oft ist auch wenig mehr als nix!
Nachdem das Tal verlassen wurde, folgten unendliche Serpentinen, bis der Pass nach Norden erreicht wurde. Da tat sich ein faszinierendes Panorama über den Norden auf. Einfach einmalig diese Landschaft
Erster Blick auf den Golf von Atiheu
Zweiter
..und Dritter!
Vor dem Mittagessen erfolgte ein fast zweistündiger - bedingt durch einen Platzregen - Aufenthalt an einer Kultstätte, Mea`e Kamuhei. Unter einem riesigen Banyan-Baum wurden uns einige Tänze der Einheimischen vorgeführt, mit wiederholten "Drohungen" durch geballte Fäuste von herumsausenden Armen, begleitet von Uh-uh-uh-s, dass bei Nichteingeweihten der Eindruck hätte aufkommen lassen, dass die Darsteller uns für ein Festmahl "der besonderen Art" vorbereiten wollten

. Früher sollen an den Ästen dieses Urwaldriesen die erbeuteten Opfer - an Lianen angebunden - herumgebaumelt haben, bevor sie im Kochtopf oder auf dem Röster landeten. Die dafür zuständigen Reiseleiter quasselten noch von irgendwelchen vorhergegangenen Gliederbrüchen, die der Beute zugefügt wurde, womit sie sich aus meiner Sicht total ins Abseits brachten, denn da wurden Erinnerungen wach, als ich noch selber in Rumänien Reiseleiter war und immer wieder neue Märchen über Dracula erfinden musste, um dessen Greueltaten aufs Höchste zu treiben, denn genau dies wollten die Touristen hören... Deshalb verabschiedete ich mich von diesem Theater in Richtung Parkplatz, wo uns die Kolonne erwartete, fest überzeugt, dass meine Wenigkeit nicht der Einzige war, der durch "übertriebene Wahrheit" indirekt mehr Trinkgeld forderte...
Hier fand die schaurige Zeremonie statt - mit eigentlich harmlosen Darstellern!
Schon irgendwie beeindruckend
Das Mittagessen wurde in einem Lokal aufgetischt, das anscheinend die gesamte Einwohnerzahl des Ortes locker hätte bewirten können! Wenn man dazu noch bedenkt, dass diese Menschen fast ausschließlich einer Subsistenzwirtschaft ausgesetzt sind, die darin besteht (fast ) nur auf Eigenversorgung zu beharren, kommen schon Zweifel auf. Übrigens: das Essen war sehr gut, die Kapelle hervorragend, die Oma, die das Restaurant führte, hochzufrieden, obwohl draußen der liebe Herrgott ziemlich stark urinierte
Trotz hohen Niederschlägen ist noch so Manches in Atiheu zu bewundern!
Auf dem Rückweg - diesmal nach Taiehoe - wurde die Wasserscheide von neuem überquert, was natürlich Anlass gab diese einmalige Landschaft von neuem der höchsten Kategorie zuzuführen. Atemberaubende Bilder ließen meinesgleichen verstummen.
Über den Golf von Taiehoe. Die Aranui wartet schon.
P.S. Nuku Hiva wurde seit einigen Jahren mit einem Verbrechen weltberühmt, das dieser Insel überhaupt nicht gerecht wird!!! Es handelt sich - wie viele Leser wissen - um einen Mord, der an Stefan R. begangen wurde, einem Segler, der zusammen mit seiner Freundin auf einer Weltumrundung war und einem Einheimischen zum Opfer fiel. Man bedenke trotz all der Greueltaten, die da seitens des Einheimischen begangen worden sind, dass es auch woanders hätte passieren können! Menschen, die außer Kontrolle geraten, gibt`s überall!
Ich habe mich während meines Aufenthaltes in diesem in unzähligen Hinsichten reizvollen Gebiet mit Reiseleitern, Touristen, aber auch mit Einheimischen, unterhalten und bin zur Schlussfolgerung gekommen, dass man sich keinesfalls auf eine einzelne Tat beziehen kann, wenn ein Urteil über ein Gebiet gefällt wird! Man bedenke, dass diese wirklich Unikate so fern von uns liegen und demzufolge so sehr unsere - wenn auch nur indirekte - Hilfe nötig haben; schließlich kommen doch unsere für die gezahlten Beträge - hoffentlich (!!) - auch bei ihnen an.
Abschließend möchte ich mich entschuldigen, dass irgendwie bei dieser Gelegenheit mein Subjektivismus aufgetreten ist und bitte um Verständnis!