Beim Frühstück lernten wir zwei noch... glücklich Frischvermählte kennen, deren Tagesplan dem unsrigen entsprach, also wurde durch die geschäftstüchtige Dame des Hauses ein Taxi bestellt, das uns zur Grand` Anse fahren und nach vereinbarter Zeit wieder abholen sollte. Selbstverständlich wurde der Preis im Voraus vereinbart, denn so wurde uns von neutraler Seite empfohlen. Eigentlich wäre dies nicht unbedingt nötig gewesen, denn der Tag hätte wirklich ausgereicht, um die "enorme" Entfernung ( fünf Kilometer) auch per pedes zurückzulegen, aber bei der brütenden Hitze - verbunden mit der hohen Luftfeuchtigkeit - wollte man es sich eben kommod machen. Der innere Schweinehund hatte wieder mal Oberhand gewonnen...
Nachdem uns der Fahrer am vereinbarten Ort aussteigen ließ, wurde ein Abholtermin festgesetzt, der - wie sich noch herausstellen sollte - ziemlich knapp bemessen war. Eigentlich hätte er schon gepasst, doch auf dem Hinweg zur Anse Cocos wurde aus unerklärlichen Gründen ein Umweg eingeschlagen, der uns bis zu einer Ruine führte, die auf der Karte nicht eingezeichnet war. Nun war endlich klar, dass wir uns verlaufen hatten. Blieb nur noch das Ziel zu erreichen und dann schleunigst den Rückweg anzutreten. Ja, ja, der innere Schweinehund zeigte jetzt sein fletschendes Gebiss

Die Anse war echt ein Traum!!! Nur zwei Gäste an einem feinsandigen Strand, der - wie kaum ein zweiter auf diesem Eiland - malerisch gelegen war und auch durch seine Form kaum seinesgleichen hatte. Das Blöde war nur, dass wir eben fast im Eiltempo den Rückweg antreten mussten. Typisch deutsch...
Bevor die Petite Anse zum Vorschein kam, musste eine Anhöhe erklommen werden. Die Strapazen lohnten sich, denn von ihr eröffnete sich ein melancholisches Panorama von dieser eigentlich gar nicht so kleinen Bucht. Auch sie strotzte vor Ruhe und Einsamkeit. Ein Poet hätte dazu vielleicht gesagt: "Verweile doch, du bist so schön!", doch dies durften wir ja aus Zeitgründen nicht
Als sich schließlich die Grand` Anse in ihrer natürlichen Aufmachung noch mal zeigte, war ich ziemlich enttäuscht: Nicht, weil sich der Fahrer verspätet hätte, sondern genau im Gegenteil: Der war schon da!!! Innerlich fluchte ich, wie ein Rohrspatz, schimpfte, wie eine Elster und murrte, wie ein Grizzly, denn nur zu gern` hätte ich ein Bad in der von tosenden Wellen heimgesuchten Bucht genommen. Vielleicht war es auch besser so, denn im Wasser quälten sich nur zwei Dickschädel mit der tobenden See. Der Wellengang war tatsächlich nicht zum Plantschen geeignet.
Als wir die "gewaltige" Strecke hinter uns hatten, wollte der Taxler das Doppelte des vereinbarten Preises haben. Dies wurde auch von der Geschäftstüchtigen an der Rezeption bejaht. Sie meinte, es sei ein Missverständnis gewesen... Die anderen Drei waren ziemlich aufgebracht. Ich nicht. Vor Jahren war ich Reiseleiter und auch nicht immer der Korrekteste, also äußerte ich mich nicht und machte mir (m)einen Reim darauf... Frech wurde es allerdings, als wir danach auf der Terrasse saßen und einen Kaffee schlürften, wobei uns die Beiden - Fahrer und die "Dame" des Hotels - wiederholt indirekt angrinsten. Vielleicht kannten sie sich ja doch etwas näher...

Die mir schon seit einigen... Jahren Anvertraute merkte natürlich meine Apathie - verbunden mit einer gewissen Impertinenz - hinsichtlich des "Taxigeschehens" und wollte freilich den Hintergrund der etwas seltsamen Handlung meinerseits herausfinden. Sie wurde damit vertröstet, dass man im Leben auf Schritt und Tritt hintergangen werden kann, doch nicht jeden Tag eine Anse Cocos zu Gesicht bekommt. Für eine gewisse Zeit gab sie sich damit zufrieden, doch sie wusste, dass dahinter mehr steckt...

"Unsere" Turteltäubchen an der Grand` Anse
Der Wellengang an der Ostküste ist nicht sehr badeeinladend...
Endlich: Anse Cocos!
Wild, einsam und ...anziehend: Anse Cocos
Der andere Teil des "Cocos-Halbkreises"
Blick von der Anhöhe auf die Petite Anse
Zurück am Treffpunkt mit unserem "Erlöser"...