mr.minolta hat geschrieben: ↑13 Nov 2018 14:13
Toller Bericht! Und für mich immer wieder erstaunlich, daß es reisebegeisterte Menschen gibt, die auch in fortgeschrittenem Alter noch nie zuvor in New York waren. Für mich war die Stadt nicht nur die erste USA-Erfahrung, sondern auch das erste Fernreiseziel überhaupt und damals eine prägende Erfahrung für's Leben. Meine heimatliche Umgebung kam mir fortan wie eine steinzeitliche Sphäre vor, in der die Menschen mit Fellen und Keulen herumliefen. In New York hingegen hätte ich splitterfasernackt mit einem pink angestrichenen Nashorn an der Leine auf dem Times Square Gassi gehen können und niemand hätte sich dort nach mir umgedreht.
Ich verstehe das gut, meine Sehnsuchtsstadt ist New York auch nicht. Anfang der 80-iger begllückte mich der Göttergatte mit der Nachricht, dass er zu einer Projektbesprechung nach New York müsse, 2-3 Tag, man könnte aber das Wochenende dranhängen, wenn bei mir kurzfristig Urlaub möglich wäre könnten wir doch auch für mich einen Flug buchen. Urlaub war kein Problem, mittags gleich in den Buchladen (ach waren die damals noch gut sortiert), Reiseführer geholt und abends gestöbert. Schuckeliges Hotel in Greenwich Village angepeilt, nein, Hotel bucht die Reiseabteilung der Firma, internationale Kette nahe Times Square. Super, dass man Hotelzimmer ohne Aufpreis auch zu zweit nutzen kann, kannte ich damals gar nicht. Mein Krämerseelenherz schlug höher, die Spesenpauschale klang auch so, dass wir uns zu zweit da locker von verpflegen könnten (dummerweise stand der Dollar etwa bei 3,75 DM). Ich machte mir eine Liste, was ich alles sehen wollte. Museum of Modern Art, Guggenheim Museum, Macys, einen Schmuckgroßhändler, bei dem eine Freunding günstig eine Kette erstanden hatte, Harlem,.. Wir fuhren mit der Taxe vom Flughafen ins Hotel, der Fahrer laberte uns voll, ach aus Deutschland seid ihr, da soll es ja einen neuen Mercedes geben, so klein, so häßlich, kann nie ein Erfolg werden (er meinte den 190 iger). Unterwegs meinte er, er würde jetzt die Türen verriegeln, müsse man in bestimmten Gegenden,...ich dachte, der zieht ne ziemliche Show ab.
Am nächsten Morgen zog ich den Vorhang auf, schaute auf das Wohnhaus gegenüber, da stand einer im Oberhemd, ansonsten noch nicht angezogen, Fernseher lief im Hintergrund, er mit Fernglas in der linken Hand am Fenster und getreu dem Motto, wer die Hände in den Schoß legt, muss noch lange nicht untätig sein, vollzog der sein Morgenritual. Jeden Morgen schaute ich dann als erstes, ob der Herr wieder aktiv ist und tatsächlich, allmorgendlich zugange. Sicher hat der seine Wohnung mit Bedacht gewählt, so gegenüber vom Hotel.
Ich schlednerte durch die Stadt, genoss die gediegene Ruhe in den Museen, draußen hatte es begonnen zu regnen und schon waren Schirmverkäufer aktiv, fand ich genial. Hier bei Karstadt raus, kann man lange warten, eh einer einem einen Schirm verkauft.
Abends war dann Essen mit Kollegen angesagt, nette Amis, ich dachte an ein indisches Restaurant, Pustekuchen, die wählten ein Französisches. Da wurde ich schon etwas maulig, französisch kann ich bei uns ja gut essen,… Der Blick auf die Speisekarte gab mir den Rest, gefühlt soooooo teuer. Ich wählte eins der billigsten Gerichte, gab es nicht, also neu wählen,… zum Schluss kam die Rechnung und wurde durch die Zahl der Gäste geteilt. Na ja ,die Lektion habe ich gelernt, den Abend habe ich mir durch meine Knauserigkeit versaut, das sehe ich heute viel lockerer und genieße solche Beisammensein.
Wir zogen dann zusammen durch die Stadt, ich dachte immer, es muss toll gewesen sein zu Zeiten zu reisen, als man nicht alles schon mal in Film und Fernsehen gesehen hat. Die Hochhäuser, obwohl noch nie in der Art gesehen, kamen mir irgendwie schon bekannt vor. Beeindruckend fand ich den Wandel zwischen Tag und Dunkelheit. Wir liefen irgendwo lang, belebt und heiter die Straßen, plötzlich wurde es dunkel, die Straßenschächte schienen zu dampfen, ein ganz anderes Publikum bevölkerte die Straßen, wir schländerten nicht mehr sondern gingen schnellen Schritts, damit man nicht merkt, dass wir gar nicht so genau wissen wo es lang geht.
LG
Klara