Haifinning auf den Seychellen!!! Fakten und Diskussion.

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kosak
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Beitrag von kosak »

Rolf hat geschrieben: Mir sitzt übrigens eine Engländerin gegenüber, die das Ganze sicher gern ins Englische übersetzen wird (sie weiss nur noch nichts davon :lol: )
Gute Idee. Ich versuche am Wochenende auch eine englischsprachige Version der seite auf die Beine zu stellen.
knobi

Verwendungsmöglichkeiten des Hai's

Beitrag von knobi »

Finning ist wohl die grösste Gefahr für das Überleben der Haie und die schlimmste Grausamkeit die man ihnen antut, aber es kommen immer neue Verwendungsmöglichkeiten dazu, die ihre Ausrottung natürlich noch beschleunigen.
Was man aus Haien noch so alles machen kann (Quelle: D.E.G.):

Der schwimmende Supermarkt:

Wenn nicht 'aus Spaß' oder einfach ‘nur so nebenbei’ getötet, lassen Haie ihr Leben vorwiegend für Luxusgüter, mit denen viel Geld verdient wird :
‘Haiflossensuppe’, ist besonders asiatischen Neureichen offensichtlich ein Vermögen wert - wir kennen dies ja bereits von Nashorn-Hörnern und Tigerzähnen. Daneben spielt das Haifleisch ernährungsmäßig keine besondere Rolle, weil es lange Zeit auch nicht als ‘fein’ angesehen wurde. Bis heute werden sogar Haifleisch-Produkte unter irreführenden Namen vertrieben; z.B. ‘Schillerlocken’ !

Die mit kleinen Zähnchen bewehrte Haut vieler Haie, früher als Schmirgelpapier verwendet, wird heute speziell gegerbt und dient zur Herstellung teurer Lederwaren, u. a. auch Cowboy-Stiefel. (Anmerkung knobi: die Ansiedlung einer Hailedergerberei an der Ostküste Mahe's wurde irgendwann einmal zumindest angedacht, ob der Gedanke umgesetzt wurde weiss ich nicht) http://esquire-shoes.de/shop/product_in ... 1841c4a531

Die Leber vieler Haie enthalten wertvolle Öle, die früher als Brennstoffe und Maschinenöle (u. a. für Flugzeugmotoren), heute aber vor allem in der kosmetischen Industrie Verwendung finden. (Anmerkung knobi: habe auch schon von der Verwendung für Hundefutter gehört).

Dort bleibt auch ein großer Teil des Haiknorpels als Rohmaterial für das in vielen Pasten und Salben enthaltene 'Kollagen' (oder 'Collagen').

Seitdem sich herumgesprochen hat, daß Haie unanfällig gegen Krebserkrankungen sein sollen, werden auch immer häufiger pharmazeutische Präparate aus Haiknorpel als Stärkungs- und Immunisierungsmittel angeboten, obwohl deren Wirksamkeit medizinisch nicht nachgewiesen ist.

Neuerdings sind auch Präperate für Haustiere wie z.B. Hunde aufgetaucht, die auf Haiknorpel basieren. Was diese Produkte für die Haustiere bewirken sollen ist mehr als unklar.
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Pico
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Beitrag von Pico »

Zitat aus der angegeben Webside für den erfolgreichen Menschen...

"Wir dürften wohl so ziemlich die einzigsten sein, die Ihnen excellente Englische Maßschuhe aus Haileder anbieten können!"

Na, hoffen wir doch!!! :evil:
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Warmschnorchler
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Beitrag von Warmschnorchler »

im Maledivenforum hat jemand mal einen Link zu einer Firma, die Schuhe aus Stachelrochenleder anbietet, gesetzt.

Aber zu den Haien: Muss ehrlich sagen, wenn das ganze Tier verarbeitet wird, finde ich es nicht so schlimm, wie wenn man nur die Flossen abschneidet und den Rest (auch noch lebendig) wieder ins Meer zurück wirft. Das Massentöten würde dadurch sogar evtl. vermieden.

Warmschnorchler
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kosak
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Beitrag von kosak »

Diese Meinung habe ich in einem anderen Thread auch zum Ausdruck gebracht. Aber wenn ich so nachdenke, dann rettet auch die Vollverwertung manche Arten nicht vor der Ausrottung. Z.B. werden Wale zu fast 100% verwertet, wären aber sicher ausgerottet, wenn die Menschen nicht "rechtzeitig" aufgewacht wären. Ich glaube, die Arten, die an der Spitze der Nahrungsketten stehen, wie Wale und Haie sind besonders gefährdet, da sie dem Raubbau an ihrer Art noch viel weniger entgegen zu setzen haben als z.B. Heringe.
knobi

Beitrag von knobi »

Für absolut indiskutabel halte ich nur das finning, weil es die systematische Ausrottung aller Haie bedeutet und noch dazu auf grausamste Weise. Deshalb muss es sofort verboten werden!

Alle andere Verwendungen müssen zumindestens auf ökonomische Sinnhaftigkeit (nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit) und ökologische Vertretbarkeit geprüft werden, sofern das noch nicht getan wurde.

Die industrielle Verwendung für Tierfutter, Kosmetika, oder sonstwas kann je nach Nachfrage ebenfalls sehr bedrohlich für die restlichen Bestände sein.
Die Verarbeitung von Haileder wird spätestens dann verboten, wenn es für Taucher ein Glücksfall ist einen Hai zu sichten, so wie die Schildpattverarbeitung auf den Seychellen verboten wurde.

Gruss, knobi.
Zuletzt geändert von knobi am 24 Aug 2004 20:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Pico
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Beitrag von Pico »

Wenn es um die weitgehendste Verwertung eines Tieres geht, wie es z.B. die Innuit betreiben und dieses dem reinen Überleben dient, mag das ja stimmen. Es sind nicht die Innuit, die die Wale an den Rand der Ausrottung gebracht haben, sondern die nimmersatte, gierige „westliche Welt“.
Dem Lebewesen Tier ist es egal, ob einer Kuh oder einem Hai das Fell über die Ohren gezogen wird. Was mir nur bitter an dieser Werbung aufstösst, ist die dekadente Haltung des Anbieters und deren Klientel. Hauptsache angeblich edel, gediehen und teuer, nichts für Lieschen Müller, aber für die vor Geld stinkenden Schnösel, denen es völlig egal ist, wie die Ressourcen beschafft werden. Egal, ob es eine bedrohte Tierart betrifft, oder welches Elend und welche ökologische Katastrophe sich dahinter verbirgt!
Das ist ein Volk, welches ich einfach verabscheue!

Gruß, Pico
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Pico
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Beitrag von Pico »

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Zuletzt geändert von Pico am 31 Mär 2004 12:53, insgesamt 1-mal geändert.
knobi

Beitrag von knobi »

Du sprichst mir aus der Seele, Pico!
Pico hat geschrieben:Was mir nur bitter an dieser Werbung aufstösst, ist die dekadente Haltung des Anbieters und deren Klientel. Hauptsache angeblich edel, gediehen und teuer...
Es gibt noch mehr Anbieter, auch für Leder von verschiedenen Rochen und immer wird diese Zielgruppe angesprochen, egal ob Cowboy-Stiefel, Golfschuh, Yachtschuh, oder edle Flanierschlappen.

Der grösste Hebel um die Bestände zu retten ist allerdings im Moment das finning.

Gruss, knobi.
knobi

La Digue

Beitrag von knobi »

Berichte aus La Digue, vom März 2004:
Die Sache mit den Haien ist allgemein bekannt ( zumindest auf La Digue ). In Richtung Anse Bananas und weiter kannst Du, wenn man die Augen aufmacht, sowohl Heifischflossen, die zum Trocknen aufgehängt werden, als auch Köpfe von 3 Carrett-Schildkröten sehen
Anse Source à Jean war deutlich leichter zu erreichen und die 4 USD/EUR kann man sich auch sparen, wenn man am Strand langläuft.
Schlimm fand ich allerdings den abgeschnittenen Haikopf, neben den dazugehörigen Brustflossen, die ich an diesem Strand gefunden habe....
Einfach traurig.... :cry:
knobi

Beitrag von knobi »

Weiss eigentlich jemand von Euch wie die Tauchbasen auf den Seychellen die Situation beurteilen?

In der Zwischenzeit dürfte sich die Kampagne ja auch dort herum gesprochen haben und mich würde interessieren wie sie dort aufgenommen wird.

Gruss, knobi.
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Rolf
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Beitrag von Rolf »

Ich glaube, wir sind uns alle einig, daß Finning eine perverse tierquälerische Grausamkeit ist, die abgestellt werden muß. Ein ganz anderer Gesichtspunkt ist die Verwendung des gesamten Hais.

Normalerweise wäre dagegen meiner Meinung nach nichts einzuwenden. Ich habe schließlich auch kein Problem damit, Kühe zu schlachten, um sie zu Nahrung, Jacken und Schuhen zu verarbeiten. Warum also sollte man dies bei Haien nicht auch tun ?

Die Antwort ist ganz einfach und unsentimental: weil Haie eine bedrohte Tierart sind und Kühe nicht.

Jährlich sterben über 100 Millionen Haie durch uns Menschen. Teils geschieht dies vorsätzlich, wie beim Finning oder beim Haiangeln auf Hochsee, teils handelt es sich um sogenannten Beifang. Tunfisch wird z.B. meist mit Longlines gefangen, das sind kilometerlange Angelleinen, an welchen sich tausende von Haken mit Beutefischen befinden. Aber diese Beutefische werden natürlich auch von anderen Tieren wie Haien oder Delfinen gern genommen. Sogar tausende von Kormoranen verenden dabei, denn sie stürzen sich auf die Beutefische unmittelbar nachdem die Angelleinen zu Wasser gelassen werden. Dann bleiben sie an den Haken Hängen und werden in die Tiefe gezogen. Zurück zu den Haien. Die Haipopulation in den Weltmeeren hat in den letzten 20 Jahren um ca. 93 Prozent abgenommen und manche Arten, wie der Große Weisse, gelten bereits als unrettbar, da es nicht mehr genug Exemplare gibt, um die Art zu erhalten. Haie legen eben nicht Millionen von Eiern wie viele andere Fische, sondern bringen nur ganz wenige Junge zur Welt. Bei vielen Haiarten dauert es zudem noch 15 Jahre, bis sie geschlechtsreif sind. Dieses Alter erreichen aber heute die meisten gar nicht erst.

Wenn also gefordert wird, das Töten der Haie zu beenden oder zumindest drastisch einzuschränken, dann geht es dabei um die Erhaltung einer vom Aussterben bedrohten Art.

Grüße,
Rolf
knobi

Beitrag von knobi »

knobi hat geschrieben:Weiss eigentlich jemand von Euch wie die Tauchbasen auf den Seychellen die Situation beurteilen?

In der Zwischenzeit dürfte sich die Kampagne ja auch dort herum gesprochen haben und mich würde interessieren wie sie dort aufgenommen wird.

Gruss, knobi.
Wäre schön, wenn die glücklichen, die in der nächsten Zeit auf die Seychellen reisen hinterher darüber berichten könnten.

Mich interessiert einfach wie weit sich die Kampagne schon herum gesprochen hat und wie sie jeweils von Fischern/ Tauchbasen/ Resorts und Touristen beurteilt wird.

Gruss, knobi.
knobi

Beitrag von knobi »

Rolf hat geschrieben:Rondolph Payet, der Managing Director der Seychelles Fishing Authority, teilt mit, dass sich die Behörden der Seychellen der Problematik des Finnings bewußt sind. Der Hai-Fang sei normalerweise eine traditionelle Aktivität, um Durststrecken im Fischfang zu überbrücken. Nun habe sich der Hai-Fang jedoch zu einem gewinnträchtigen Erwerbszweig entwickelt, was zum Teil auf die EU-Verordnung zur Reduzierung des zulässigen Kadmiumgehaltes in Schwertfisch zurückzuführen ist. Die so beeinträchtigte Schwertfischindustrie sah keinen anderen Weg aus dieser Misere, als in den Hai-Fang einzusteigen. Trotzdem stünden die Seychellen für einen verantwortungsvollen Fischfang und man sei gerade dabei, einen Plan zur Kontrolle des Hai-Fangs zu entwickeln. Darüber hinaus sei man aber daran interessiert, mehr über Shark-Project zu erfahren, um evtl. Elemente daraus in die eigene Planung zu integrieren.

TomG hat geschrieben:Politikergeschwafel. Kanzleitrost.

Ich fass' das mal etwas realistisch zusammen: "Euer Engagement ehrt Euch, interessiert uns aber nicht die Bohne. Wir werden Euch aber in unser Abendgebet einschließen und bitten ansonsten um Verständnis."

D.h. alle Unterschreibenden boykottieren künftig die Seychellen?
Solange Umweltschutz nur geheuchelt bzw. nur dort betrieben wird wo er dem Touristen auffällt und das finning dort nicht verboten ist werde ich keinen Urlaub auf den Seychellen verbringen.

Gruß, knobi.
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Pico
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Beitrag von Pico »

knobi hat geschrieben:Solange Umweltschutz nur geheuchelt bzw. nur dort betrieben wird wo er dem Touristen auffällt und das finning dort nicht verboten ist werde ich keinen Urlaub auf den Seychellen verbringen.

Gruß, knobi.
Hi Knobi,
sollte ich wieder Gelegenheit haben, auf die Seychellen zu kommen, so hätte für mich der Urlaub einen ganz bitteren Beigeschmack und ich könnte ihn nicht mehr unbefangen geniessen, da gebe ich dir völlig recht.
Aber sollten wir nicht alle Kräfte mobilisieren, um es nicht so weit kommen zu lassen?!!? Ich weiß, gerade sehr realistisch ist das nicht, wenn Geld mit im Spiel ist und sich die grundsätzliche Einstellung bzgl. Haischutz nicht wirklich ändert.
Aber ein Besuch vor Ort kann auch eine Chance bedeuten, wenn man mit offenen Augen durch die Gegend geht.

Ich bin aber auch ziemlich enttäuscht und ratlos, wie es jetzt weitergehen soll. Hoffentlich bekommen wir die Unterstützung von Sharkproject...

Viele Grüße,
Pico
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